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Lieferketten werden heute nicht mehr nur daran gemessen, ob sie zuverlässig funktionieren. Die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards entlang der gesamten Kette rückt zunehmend ins öffentliche Bewusstsein. Auch der Gesetzgeber hat reagiert.
Lieferketten treten vor allem dann ins öffentliche Blickfeld, wenn sie reißen – wie es uns in dramatischen Ausmaßen seit Beginn der Corona-Pandemie vor Augen geführt wird. Dann zeigt sich, wie sensibel die zum Teil weltumspannenden Netze sind, über die sich Unternehmen mit den für ihre Produktion unverzichtbaren Rohstoffen und Gütern versorgen. Ein Netzwerk von Lieferanten zu haben, das auch in schwierigen Situationen noch funktioniert, ist für Unternehmen ein echter Wettbewerbsvorteil.
Zuverlässigkeit allein ist jedoch nicht das einzige Kriterium für die Auswahl von Lieferanten. Schon vor der gegenwärtigen Krise der Lieferkette ist das Thema Nachhaltigkeit verstärkt in den Fokus von Unternehmen und Verbrauchern gerückt. Immer mehr Menschen stellen die Frage, woher das Smartphone, die Jeans oder die Kaffeebohne stammen – und unter welchen Umständen sie oder ihre Vorprodukte geerntet oder hergestellt wurden. Angesichts von leider noch immer existierenden dunklen Realitäten wie Kinderarbeit, fehlendem Arbeitsschutz oder Lohndumping eine mehr als berechtigte Frage. Auch Unternehmen, die hierzulande produzieren, müssen sich heute daran messen lassen, ob die Grundstoffe, die sie dafür auf dem Weltmarkt einkaufen, unter fairen Bedingungen hergestellt wurden.
Kernpunkte des Lieferantenkodex' von Junheinrich (Auszug)
Den Schutz der Menschen verbessern
Für Jungheinrich sind Verantwortung und Transparenz in den Lieferketten ein wichtiges Anliegen und deshalb zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeits- und damit Unternehmensstrategie. Der Hamburger Intralogistik-Spezialist gehört zu den wenigen öffentlichen Befürwortern des neuen Lieferkettengesetzes, das der Bundestag 2021 auf den Weg gebracht hat. Es soll den Schutz von Menschen in den globalen Liefernetzen verbessern, indem es etwa Unternehmen und ihre unmittelbaren Zulieferer zur Achtung der Menschenrechte verpflichtet, zur Etablierung von Beschwerdemechanismen sowie zur Transparenz durch öffentliche Berichterstattung. Ebenso müssen Unternehmen aktiv werden, wenn sie Hinweise auf Verstöße innerhalb der Lieferketten erhalten haben.
Es geht nicht darum, Standards des deutschen Arbeitsrechts überall auf der Welt umzusetzen. Unternehmen, die bislang bei Zulieferern ausschließlich auf den Preis geschaut haben, müssen aber künftig auch auf den Umgang des Lieferanten mit seinen Angestellten achten, sonst drohen Bußgelder – ab 2023 zunächst für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten, ab 2024 dann auch für solche mit mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Das hohe Gut von Menschenrechten ist es wert, diese auch im Gesetz zu verankern“, so Dr. Lars Brzoska, Vorstandsvorsitzender von Jungheinrich. Dass sein eigenes Unternehmen zu den ersten gehört, für die das neue Gesetz gilt, ist für ihn unproblematisch: „Das Lieferkettengesetz hat für uns keine großen Auswirkungen, weil wir die Dinge, die darin gefordert werden, ohnehin schon tun.“
Ein Nachhaltigkeitskodex für Jungheinrich-Zulieferer
Nötig wurde das neue Gesetz durch das Scheitern des „Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte“ (NAP), den die Bundesregierung 2016 auf den Weg gebracht hatte. Mit diesem auf Freiwilligkeit beruhenden Plan sollten die „Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte“ hierzulande verankert werden, die 2011 von den Vereinten Nationen verabschiedet worden waren. In ihnen werden Staaten und Unternehmen unter anderem aufgefordert, für die Achtung der Menschenrechte in globalen Lieferketten zu sorgen. Viel Resonanz erzielte der NAP allerdings nicht: Bei zwei Befragungen 2019 und 2020 bekannte sich nur etwa ein Fünftel aller Unternehmen hierzulande zu der Selbstverpflichtung. So sah sich der Gesetzgeber zum Handeln veranlasst.
Jungheinrich hat vor Jahren einen eigenen Lieferantenkodex erstellt, in dem Achtung der Menschenrechte, Arbeitsschutz und die Einhaltung von Umweltstandards zentrale Säulen bilden. Seit 2020 überprüft das Unternehmen zudem seine Lieferketten in Zusammenarbeit mit „Integrity Next“. Dabei wurden Lieferanten – ihre Anzahl bewegt sich im hohen dreistelligen Bereich – unter anderem zu Themen wie Anti-Korruption und Anti-Bestechung, Menschen- und Arbeitsrechte sowie Verantwortung in der Lieferkette befragt. Über ein eigenes Compliance-Profil bei der Nachhaltigkeitsplattform können sich Kunden und Investoren schnell und umfassend darüber informieren, wie Jungheinrich die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards bei seinen Zulieferern fördert. Ziel des Unternehmens ist es, gemeinsam mit Geschäftspartnern die Nachhaltigkeit der Produkte voranzutreiben und wichtige Standards in Bezug auf die Lieferkette zu setzen.
Jungheinrich Compliance-Profil bei Integrity Next
Seit Ende 2019 arbeitet Jungheinrich mit der Nachhaltigkeitsplattform „Integrity Next“ zusammen. Dabei werden Jungheinrich Lieferanten systematisch zu Themen wie etwa Menschenrechten, Umwelt, Compliance oder der eigenen Lieferkette befragt. Die Ergebnisse werden zu einem Gesamtprofil zusammengefasst und auf Integrity Next in einer Übersicht dargestellt. So lässt sich auf einen Blick erkennen, ob allen Lieferanten den Anforderungen von Jungheinrich entsprechen oder an welchen Stellen noch Optimierungspotential vorhanden ist. Die Anzahl der Lieferanten, die seit 2019 an der Befragung teilgenommen haben, bewegt sich im hohen dreistelligen Bereich.