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Kunden fordern klimaschonende Produkte, Unternehmen wollen liefern. Doch wie lassen sich CO2-Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette entstehen, korrekt erfassen? Siemens bietet mit der SiGREEN-Anwendung eine Lösung.
Klimaschädliche Emissionen zu reduzieren, ist das Gebot der Stunde. Doch damit Industrie-Unternehmen Entscheidungen treffen können, die sie dem Ziel der Klimaneutralität näherbringen, müssen sie zunächst wissen, wo sie diesbezüglich tatsächlich stehen. Allein: Kaum ein Hersteller kennt den wirklichen CO2-Fußabdruck seiner Produkte, denn bis zu 90 Prozent der Emissionen entstehen bereits entlang der vorgelagerten Lieferkette.
Um sie überhaupt erfassen zu können, verschicken Unternehmen bisweilen Anfragen nicht nur an direkte Vertragspartner, sondern auch an deren Lieferanten – ein enormer Aufwand. Eine Alternative stellen Kalkulationen auf Basis von Datenbankwerten dar, welche jedoch nur den durchschnittlichen Fußabdruck eines in etwa vergleichbaren Produktes bieten können.
Was für eine erste Standortbestimmung genügen mag, ist jedoch keine Grundlage für das effiziente Management der eigenen Dekarbonisierung. Ein transparenter Wettbewerb um die klimafreundlichste Lösung kann so nicht entstehen. Denn weder lässt sich zwischen Angeboten verschiedener Zulieferer differenzieren noch der Erfolg bereits getroffener Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks messen.
Eine Lücke, die das Technologieunternehmen Siemens nun schließen möchte: Seine SiGREEN-Software bietet ein Kommunikations-Tool, über das sich Daten anhand etablierter Berechnungsstandards entlang der Lieferkette effizient und sicher austauschen sowie mit denen aus der eigenen Wertschöpfung zum realen CO2-Fußabdruck eines Produktes kombinieren lassen. „Dabei genügt es, Kontakt mit dem direkten Vertragspartner aufzunehmen – dieser berechnet seine eigenen Anteile und kaskadiert die Anfrage dann in seine Lieferkette“, erklärt Jonas Hohlweck, Head of Business Development für SiGREEN.
Die Vertrauenswürdigkeit empfangener Informationen lässt sich dabei mit Hilfe kryptografischer Zertifikate auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) prüfen. Durch diese technische Innovation wird die vertrauenswürdige Aggregation eines CO2-Fußabdrucks über die gesamte Lieferkette hinweg ermöglicht, zugleich aber vertrauliche Daten vor unbefugtem Zugriff geschützt.
Der Markteintritt kommt zur rechten Zeit: Laut einer Einschätzung des Beratungsunternehmens Atlantic Ventures werden die Ausgaben von Unternehmen für das Management von Emissionen in Deutschland bis 2025 auf 2,5 Milliarden Euro steigen – allein für Software und Dienstleistungen, ohne Ausgaben für die Kompensation von Emissionen. Ein boomendes Segment also, in dem auch andere Technologieunternehmen ein lohnendes Geschäft wittern.
Ein Wettbewerb, für den sich Siemens gut gerüstet sieht. Denn der Konzern nutzt sein Know-how als langjähriger Partner der Industrie nicht nur, um die effiziente Abfrage, Berechnung und Weitergabe von Informationen über CO2-Emissionen zu ermöglichen. Auch die Qualität der Daten selbst soll sich verbessern, indem so oft wie möglich Primärdaten zum Einsatz kommen.
Das Ziel: Emissionen sollen an der jeweiligen Stelle quantifiziert werden, an der sie entstehen. Im Idealfall auf Basis ohnehin von Sensoren gemessener Werte – etwa Energieverbräuchen und Stückzahlen. Doch selbst wenn ein Lieferant die Werte nur schätze, sei die Genauigkeit jedenfalls der externer Schätzungen seiner Kunden überlegen, glaubt Hohlweck.
In der Praxis müsse es möglich sein, mit diversen Inputs zu arbeiten. „Zum einen, weil Lieferanten unterschiedlich aussagefähig sind, aber auch, weil es für weniger kritische Komponenten in der eigenen Stückliste auch in Zukunft ausreichend sein mag, mit Datenbankwerten zu arbeiten. Solche Unterschiede in der Datenqualität sind kein Problem, so lange wir Transparenz darüber herstellen, die es dem Empfänger außerdem erlaubt, seine Lieferantenbasis bezüglich ihrer Aussagefähigkeit zu entwickeln“, argumentiert der Experte. Dafür sorgen Metadaten, die ergänzend zum eigentlichen CO2-Wert mitgegeben werden.
Wer die höchste Datenqualität erreichen will, kann seine Angaben zum CO2-Fußabdruck noch von akkreditierten Zertifizierern bestätigen lassen. So will Siemens einen grundlegenden Interessenkonflikt entschärfen: Prozessdaten, mit denen ein Lieferant Angaben über seine CO2-Emissionen belegen kann, könnten vom Auftraggeber etwa bei der nächsten Preisverhandlung gegen ihn verwendet werden. „Das umgehen wir, indem wir einen unabhängigen Dritten ins Spiel bringen, der auf Basis detaillierterer Angaben als jener, die man mit seinen Kunden teilen möchte, ein Zertifikat ausstellt – nur dieses wird dann an den Auftraggeber übermittelt“, erklärt Hohlweck.
Diese Vertraulichkeit hat Siemens zu einem Kernelement seiner Lösung gemacht. Anstelle einer zentralen Datenbank setzt das Unternehmen auf Peer-to-Peer-Kommunikation zwischen Geschäftspartnern: Einer stellt eine Anfrage, der andere antwortet. Diese Datensouveränität, also die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, mit wem Daten geteilt werden, sieht Hohlweck als essenziell für die Akzeptanz entlang der Lieferkette. Ein weiterer Vorteil: Ein Lieferant kann proaktiv eine Aktualisierung schicken, wenn er seine Werte verbessert hat.
Durch die Verkettung der CO2-Werte quantifizieren sich derartige Veränderungen auch entlang der nachgelagerten Lieferkette, weshalb Siemens von „Dynamic Product Carbon Footprints“ spricht. Ein Konzept, das bei potenziellen Kunden Anklang findet: „Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie ein solches Steuerungsinstrument brauchen. Und sie nehmen uns ab, dass wir kein Interesse an ihren Daten haben“, so Hohlweck. Auch in den Klimaschutz-Initiativen, in denen Siemens engagiert ist, gebe es durchweg positives Feedback.
Ergänzend zu SiGREEN hat Siemens gemeinsam mit Partnern aus Großindustrie, Mittelstand und Forschung die ESTAINIUM Association ins Leben gerufen. Der unabhängige Verein stellt unter anderem das offene ESTAINIUM Network bereit, über welches Hersteller mittels SiGREEN oder zukünftig auch alternativer Lösungen vertrauenswürdige Daten zu CO2-Emissionen mit Kunden und Lieferanten austauschen. Doch geht es um mehr als die technische Infrastruktur allein, ESTAINIUM ist auch eine branchenübergreifende Plattform für den Austausch zu Themen rund um die Klimaneutralität – von Best-Practice-Cases bis hin zur Koordination gemeinsamer Forschung.
„Ziel von ESTAINIUM ist es, in einer vorwettbewerblichen, funktions- und industrieübergreifenden Zusammenarbeit eine datenbasierte Dekarbonisierung im industriellen Maßstab zu ermöglichen“, führt Hohlweck aus. Nach Überzeugung der Mitglieder erfordern erfolgreiche Klimaneutralitäts-Bestrebungen eine vertrauenswürdige Datenbasis von der Erfassung über die Reduzierung bis hin zur Kompensation unvermeidlich verbleibender Emissionen.
Eine zukünftige Erweiterung seiner eigenen Lösung SiGREEN, um auch andere Nachhaltigkeits-Dimensionen wie Recycling-Quoten oder den Wasserverbrauch entlang von Lieferketten zu erfassen, hält Siemens für denkbar. Die Nachfrage ist vorhanden, denn angesichts einer wachsenden Verbrauchersensibilität und immer schärferer politischer Vorschriften ist nachhaltiges Handeln für Industrie-Unternehmen nicht nur Selbstzweck. Hohlweck ist überzeugt: „Können Hersteller belegen, dass sie umweltschonend wirtschaften, verschafft ihnen das in vielen Märkten bereits heute einen handfesten Wettbewerbsvorteil.“ Somit profitieren also nicht nur Umwelt und Konsumenten von nachhaltigen Produkten, sondern auch die Unternehmen selbst.