Anzeige
Sämtliche Inhalte dieser Seite sind ein Angebot des Anzeigenpartners. Für den Inhalt ist der Anzeigenpartner verantwortlich.
Spark-Webcast „Erfolgsfaktor Circular Economy“

Mut zur 650-Milliarden-Euro-Chance

Welche Perspektiven bietet der Übergang zur Kreislaufwirtschaft Start-ups und etablierten Unternehmen? Darüber diskutierte eine Expertenrunde im Rahmen von „The Spark – Der Deutsche Digitalpreis“.

Es besteht kein Zweifel: Der Wandel zur Circular Economy trägt erheblich zum Umwelt- und Klimaschutz bei. Doch lohnen sich Investitionen in die Kreislaufwirtschaft auch finanziell? Stefan Helmcke, Senior-Partner beim Beratungsunternehmen McKinsey, bejaht dies: „Geld, das in Unternehmen aus dem Bereich Circular Economy fließt, ist gut angelegt.“ Der Nachhaltigkeitsexperte prognostiziert dem Marktpotenzial entsprechender neuer Geschäftsmodelle mittelfristig ein enormes Wachstum von 650 Milliarden Euro pro Jahr.

Experten-Diskussion: Erfolgsfaktor Circular-Economy

Diese und weitere Chancen der Transformation zur Kreislaufwirtschaft beleuchtet der Webcast „Erfolgsfaktor Circular Economy“, an dem Helmcke als einer von acht Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Start-up-Szene teilnimmt. Die Kenner der Materie haben sich im Vorfeld der diesjährigen Ausgabe von „The Spark – Der Deutsche Digitalpreis“ unter der Moderation von Ina Karabasz vom Handelsblatt sowie Niko Mohr von McKinsey zum Fachgespräch im Livestream versammelt.

Beim Spark-Award werden Handelsblatt und McKinsey Ende November gemeinsam innovative Technologie-Gründungen prämieren. Dieses Jahr im Fokus: junge Unternehmen, welche im Bereich Circular Economy tätig sind und den Weg zum ressourcenschonenden Wirtschaften ebnen. Ihre Geschäftsmodelle drehen sich um die Weiter- und Wiedernutzung von Produkten, das Management von Abfall- und Recyclingströmen sowie neuartige Recycling-Technologien.

Letzteren kommt eine besondere Bedeutung zu, wie Nachhaltigkeitsexperte Helmcke erklärt. Denn sie ermöglichen statt unrentablen Downcyclings – die Wiederverwertung zu minderwertigen Materialien oder Produkten – nun das sogenannte Samecycling, die Wiederverwertung ohne Qualitätsverlust. Konkret geht es um Verfahren, welche etwa das Wiedergewinnen seltener mineralische Rohstoffe aus Batterien ermöglichen oder das Auflösen von Plastik zu einem hochwertigen Ausgangsmaterial für neue Verpackungen.

Bedeutung recycelter Rohstoffe erkannt

Die Nachfrage nach solchen sogenannten Sekundärrohstoffen wächst. Torsten Heinemann, Leiter Innovation und Sustainability beim Kunststoffhersteller Covestro, betont: „Wir sind überzeugt, dass der Ersatz fossiler Rohstoffe durch recycelte Materialien langfristig der richtige Weg für unsere Industrie ist.“ Eine Einschätzung, die Ulla Hüppe, Director Sustainability beim Konsumgüter- und Klebstoffhersteller Henkel, teilt: „Wir sehen den Einsatz von Sekundärrohstoffen als strategischen Wachstumstreiber.“

Trotz solcher Bekenntnisse fürchtet Mark Vester, Deutschlandchef des Sammel- und Verwertungssystems Der Grüne Punkt, dass die hohen Kosten recycelter Rohstoffe die Transformation zur Kreislaufwirtschaft bremsen könnten. Er betont die Preissensibilität vieler Abnehmer: „Wenn fossile Rohstoffe günstig sind, fällt die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen.“ Vester plädiert daher für regulatorische Eingriffe, um einen Preiskampf zwischen Anbietern fossiler und recycelter Rohstoffe zu verhindern.

Jedenfalls handelt es sich bei der Umstellung auf Sekundärrohstoffe laut Heinemann um ein langfristiges Projekt. Denn sie zu beschaffen und einzusetzen erfordere tiefgreifende Veränderungen entlang der Wertschöpfungskette. So gelte es, neue Stoffströme zu etablieren, traditionelle Lieferanten mitunter durch neue Partner zu ersetzen und den gesamten Kreislauf digital zu dokumentieren – ein Bereich, in dem Covestro auf die Kooperation mit Start-ups setzt. „Die Kombination von eigener Expertise mit starken externen Partnern ist für uns ein Erfolgsmodell“, so Heinemann. „Nicht zuletzt seien notwendige Veränderungen an Produktionsanlagen aufwändig und langwierig.

Im Bereich der Circular Economy entstehen die Unternehmen der Zukunft.
Stefan Helmcke, Senior-Partner bei McKinsey

Längere Produktnutzung kurzfristig erreichbar

Eine pragmatische und rasch umsetzbare Alternative zum Recycling besteht dagegen in der längeren Nutzung von Produkten. So ist Karin Gerhardy, Senior Sales Leader für den Bereich Telekommunikation bei Google, überzeugt, dass viele der 200 Millionen gebrauchter Smartphones in deutschen Schubladen noch funktionsfähig sind. Anstatt sie zu recyclen, plädiert Gerhardy dafür, diese Geräte in großem Umfang wieder auf den Markt zu bringen. "Wer einen Mobilfunkvertrag mit Smartphone abschließt, sollte die Wahl zwischen einem neuen und einem gebrauchten Gerät haben", sagt Gerhardy.

Und auch bei E-Auto-Batterien muss es nicht gleich um die Wiedergewinnung seltener Rohstoffe gehen: Das junge Mainzer Unternehmen Circunomics arbeitet daran, die Energiespeicher länger im Einsatz zu halten, danach einer Zweitnutzung zuzuführen – und so den Zeitpunkt für das Recycling nach hinten zu verschieben. Voraussetzung dafür sind laut CEO Felix Wagner detaillierte Informationen über den Zustand der Batterie, die das Start-up mittels digitaler, KI-gestützter Monitoring- und Analyse-Tools beschafft.

Gründungen wie diese im Bereich der Circular Economy seien keineswegs lauter „kleine Pflänzchen“, betont McKinsey-Nachhaltigkeitsexperte Helmcke. „Dort entstehen vielmehr die Unternehmen der Zukunft“, sagt er. Doch egal wie groß das Marktpotenzial und wie innovativ die Geschäftsidee ist – garantiert ist der Erfolg eines Start-ups nicht. Denn immer braucht es weitere Faktoren, damit ein Unternehmen sich am Markt etabliert.

Vernetzung mit etablierten Unternehmen

Wie Europas Start-up-Ökosysteme wachsen können

Einer dieser Faktoren sei das nötige Kapital, sagt Dörte Hirschberg, General Partner beim Investor Climentum Capital. Ihr Unternehmen hilft, es zu beschaffen: Es investiert in Gründungen, die großes Wertschöpfungspotenzial mit der Chance auf eine hohe CO2-Einsparung kombinieren. Hirschberg weiß jedoch, dass Geld allein nicht ausreicht: „Gerade bei der Skalierung ihres Geschäftsmodells sind junge Unternehmen häufig auf die Strukturen von Großkonzernen angewiesen.“ Die Vernetzung mit etablierten Unternehmen sei daher ebenfalls von großer Bedeutung für den Erfolg von Start-ups.

Die Förderung solcher Kontakte ist das Anliegen von Susanne Kadner, Mitgründerin von Circular Republic, einer Initiative der Münchner Gründungsplattform Unternehmertum. Sie verdeutlicht die entstehenden Synergien anhand eines Beispiels: "Von Partnern wie BMW, MAN oder Webasto erhalten wir 13 Tonnen fehlerhaft produzierte Batterien – die noch brauchbaren verarbeitet das Start-up Stabl zu stationären Energiespeichern für den Heim- oder Gewerbeeinsatz, das Recycling der unbrauchbaren übernimmt das junge Unternehmen Tozero."

Was außer Geld und Kontakten sonst noch dabei hilft, ein Circular-Economy-Start-up zum Fliegen zu bringen? Mut, so die unkonventionelle Antwort von McKinsey-Partner Mohr. Gründer müssten sich trauen, sich mit der auf den ersten Blick wenig reizvoll erscheinenden Wiederverwertung von gebrauchten Produkten und Müll auseinanderzusetzen. Mohr: „Ein solches Thema anzugehen und zu schauen, wie man ein cooles Business daraus entwickeln kann – das ist es, was wir unter Mut verstehen.“

Artikel teilen

Mehr Infos zum Thema