Handelsblatt und McKinsey haben in Berlin den Digitalpreis „The Spark“ verliehen. Ausgezeichnet wurden Ideen, die unsere Welt mittels digitaler Technologie grüner und diverser machen.
Plastikmüll gehört zu den größten Umweltproblemen unserer Zeit. Selbst abgelegene Weltgegenden wie die Arktis sind inzwischen betroffen. Winzige Plastikteilchen lassen sich heute weltweit in nahezu allen Böden und Gewässern nachweisen, sie werden von Tieren aufgenommen und gelangen über die Nahrungskette oder die Atemluft zurück zum Menschen.
Das Start-up Bioweg hat sich dem Kampf gegen dieses Umweltproblem verschrieben. Das Team um CEO Prateek Mahalwar entwickelte ein Verfahren, um Mikroplastik in Kosmetika sowie in Agrarprodukten durch natürliche, biologisch abbaubare Ersatzstoffe zu ersetzen. Für diese Entwicklung wurde Bioweg jetzt mit dem Digitalpreis „The Spark“ ausgezeichnet.
„Im Durchschnitt nimmt jeder Mensch Woche für Woche bis zu acht Gramm Mikroplastik zu sich – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte“, sagte Prateek Mahalwar bei der „The Spark“-Verleihungszeremonie in Berlin. „Ich war geschockt über diese Zahl. Und darüber, dass es praktisch noch keine marktreifen Alternativen gab.“
Preisverleihung from Handelsblatt Media Group on Vimeo.
Gemeinsam mit seinem Kollegen Srinivas Karuturi machte sich der ehemalige Max-Planck-Forscher daran, diese Lücke zu schließen. Mittels KI erforschten sie systematisch Biomoleküle, die als Ersatz für Mikroplastik in der Kosmetik sowie im Agrarbereich – wo Kunststoffe etwa in Düngemitteln oder Saatgut zum Einsatz kommen – dienen können. Die Ergebnisse ihrer Arbeit überzeugten namhafte Unternehmen wie Bayer oder L'Oréal, die heute zu den Kooperationspartnern von Bioweg zählen.
„Bioweg ebnet den Weg zu einer nachhaltigen, Mikroplastik-freien Kosmetikbranche“, so Fabian Billing, Deutschlandchef des Beratungsunternehmens McKinsey, das den Digitalpreis zusammen mit dem Handelsblatt ausgelobt hat, bei der Laudatio in Berlin. „Auf lange Sicht könnte Bioweg den Grad an Nachhaltigkeit in vielen Industriezweigen steigern.“
Als Zweitplatzierte wurden in Berlin das Team von cylib ausgezeichnet. Das Start-up hat einen Weg zum Recycling von Batterien entwickelt, bei dem sich sämtliche Inhaltsstoffe mittels umweltfreundlicher Verfahren wiedergewinnen lassen. „Elektromobilität ist ein Weg, den Klimawandel zu bekämpfen“, sagte cylib-CEO Lilian Schwich. „Aber tatsächlich ist Elektromobilität nur so grün wie die Recyclingverfahren für die eingesetzten Batterien.“
Ursprünglich von drei Gründenden auf den Weg gebracht, beschäftigt cylib inzwischen mehr als 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreibt eine vollständig digitalisierte Recycling-Linie, in der schon jetzt ein halbe Tonne Batterien recycelt wird. „Unsere Aufgabe heißt jetzt: Wachstum – um unser Verfahren zu teilen, zu skalieren und in die Welt hinauszutragen“, so Schwich.
Der dritte Platz in dem diesmal unter dem Motto „Circular Economy“ stehenden Digitalpreis ging an SPRK.global. Das Start-up hat eine KI-integrierte Handelsplattform aufgebaut, die Lieferketten für Lebensmittel untersucht und mögliche Überschüsse so umverteilt, dass sie dort landen, wo Bedarf besteht. Auf diese Weise wird langfristig nicht nur die Lebensmittelverschwendung reduziert, sondern zugleich auch der Klimawandel wirkungsvoll bekämpft. „Diese KI-basierte Technologie und ihr globales Partnernetzwerk sind die Erfolgsfaktoren, mit denen SPRK.global Lebensmittelverschwendung bekämpft“, sagte Fabian Billing in seiner Laudation. „Davon wird die Umwelt, davon werden wir alle profitieren.“
BIOWEG arbeitet daran, Mikroplastik in alltäglichen Konsumgütern zu ersetzen. Die nachhaltigen und biologisch abbaubaren alternativen Inhaltsstoffe basieren auf Abfall oder Beiprodukten der Lebensmittelindustrie.
Cylib hat ein wasserbasiertes Verfahren zum Recycling ausgedienter Batterien entwickelt. Mit Hilfe des patentierten Prozesses lassen sich seltene mineralische Rohstoffe für die Produktion neuer Stromspeicher wiedergewinnen.
SPRK Global will Lebensmittelverschwendung verhindern. Das Start-up hat eine KI-gestützte Distributionsplattform entwickelt, die noch genießbare überschüssige Lebensmittel aufkauft und dem Markt wieder zur Verfügung stellt.
Je diverser Unternehmen aufgestellt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein – zu diesem Ergebnis kam 2020 die McKinsey-Studie „Diversity wins“. Vor diesem Hintergrund haben McKinsey und das Handelsblatt den Diversity Accelerator Award ausgelobt, der im Rahmen der „The Spark“-Preisverleihung überreicht wurde. Ausgezeichnet wurde das Social Enterprise myAbility, das sich für eine chancengerechte und barrierefreie Gesellschaft einsetzt. Ursprünglich als Jobbörse für Menschen mit Behinderungen gegründet, hat sich myAbility inzwischen zum europaweit größten deutschsprachigen Unternehmensnetzwerk für das Thema Inklusion entwickelt und unterstützt Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen bei ihrem Einstieg in die Berufswelt.
Diversity-Award from Handelsblatt Media Group on Vimeo.
„MyAbility lebt Diversity in besonderem Maße“, so Laudatorin Hanna Asmussen, die 2022 den Vorgängerpreis Female Founder Award gewonnen hatte. „Das Team setzt sich leidenschaftlich für Inklusion und eine chancengerechte Gesellschaft ein. MyAbility wirkt damit aktiv gegen den Fachkräftemangel und schafft zugleich wertvolle Perspektiven für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen.“
Den Aspekt Fachkräftemangel griff Stefanie Kirwald von myAbility im anschließenden Interview auf und verband ihn mit einem eindringlichen Appell: „Jeder und jede von uns kann etwas ändern. Seht die Menschen, seht das Potenzial, das euch gegenübersteht, seht die Schatzkiste an Erfahrungen – und wenn ihr so den Menschen gegenübertretet, dann könnt ihr Fachkräftepotenzial in riesigem Ausmaß heben. Traut euch!“
Das Aftermovie zum Spark-Award 2023 sehen Sie hier. „The Spark – der deutsche Digitalpreis“ wird auch im kommenden Jahr vergeben. Wenn Sie wissen wollen, welchem Thema sich The Spark 2024 widmet, halten wir Sie via the-spark.de gerne auf dem Laufenden. Senden Sie eine kurze Mail an the-spark@handelsblatt.com, wenn wir Sie zum Start der nächsten Bewerbungsphase informieren sollen.
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