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Beim Spark-Award küren Handelsblatt und McKinsey Start-ups mit besonderer Innovationskraft. Im Fokus: Firmen, die mit wissenschaftsbasierten Neuerungen etwa in Robotik oder KI überzeugen. Das sind die Gewinner.
Sie haben allen Grund zur Freude: die Vertreter der beim Spark-Award ausgezeichneten Unternehmen.
Fotos: Marc-Steffen Unger
Zum zehnten Mal haben das Handelsblatt und McKinsey mit „The Spark – Der Deutsche Digitalpreis“ außergewöhnliche und innovative Start-ups ausgezeichnet. Fabian Billing, Deutschlandchef von McKinsey, nahm das Jubiläum zum Anlass, ein Resümee zu ziehen: Es sei bewundernswert, wie sich die Finalisten aus den letzten zehn Jahren entwickelt hätten. „Wenn ‚The Spark‘ ein Fonds wäre, dann würde er jeden Index schlagen“, sagte Billing, der den Abend zusammen mit Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes eröffnete. Premiere zum Jubiläum: Die Spark-Verleihung fand erstmals in München statt – im Kunstkraftwerk Bergson, dem angesagten Hotspot für Kunst und Kultur.
In diesem Jahr stand der Wettbewerb im Zeichen von Deep Tech. Vor 200 geladenen Gästen aus Wirtschaft und Wissenschaft präsentierten zehn Start-ups tiefgreifende Innovationen, um den Erschwernissen einer globalisierten Welt zu begegnen. „Wir stehen vor grundlegenden Herausforderungen, um Wohlstand und Souveränität für Europa zu sichern“, sagte Gérard Richter, McKinsey Senior Partner und Leiter für den Bereich Life Sciences bei McKinsey in Deutschland.
Er unterfütterte seine Aussage mit Zahlen: So würden 60 Prozent von Europas Energie heute importiert, was die Versorgungssicherheit in Frage stelle. Zudem hätten sich die Verteidigungsausgaben seit 2021 um 40 Prozent erhöht. Was ebenfalls Sorge bereitet: „Nur zwei der 20 weltweit größten Technologieunternehmen sind europäisch“, sagte Richter. Doch es gebe sie, die Unternehmen im DACH-Raum, die das Zeug dazu haben, Märkte grundlegend zu verändern. „Und ‚The Spark‘ macht sie sichtbar“, ergänzte Billing.
Aus den 100 Gründungen, die sich in diesem Jahr beworben haben, hat es das Chip-Start-up Black Semiconductor auf Platz 1 geschafft. Die Technologie der Brüder Daniel und Sebastian Schall basiert auf Graphen, einem ultradünnen Material, das die Effizienz der Datenübertragung zwischen den Chips auf ein neues Niveau hebt. Möglich machen das Lichtimpulse, die durch winzige Leiterbahnen sausen und Informationen so um ein Vielfaches schneller und stromsparender übertragen als konventionelle Leiter. Richter lobte den ambitionierten Ansatz der Gründer: „Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, die Halbleiterindustrie in ein neues Zeitalter zu führen.“ Das sei dringend geboten, denn der Hunger nach Rechenleistung wachse stetig weiter.
„Solche Entwicklungen sind komplex und kostenintensiv“, betonte Sebastian Schall, Finanzchef des Start-ups, bei der Preisverleihung. Die Aachener beschäftigt deshalb stets auch die Frage der Finanzierung. Zwar konnte das Unternehmen bereits viel Geld einsammeln – dennoch muss es mit seinen Ressourcen sorgsam umgehen. „Wir müssen schlauer vorgehen als die Großen in den USA, denn wir haben im Vergleich sehr viel weniger Geld“, erklärte Schall.
Black Semiconductor verschiebt Grenzen der Chip-Kommunikation: Statt Elektronen flitzen Lichtimpulse durch winzige Leiterbahnen und übertragen Daten um ein Vielfaches schneller und stromsparender. So werden Rechenzentren energieeffizienter und beispielsweise KI-Modelle flotter als bisher. Das optische Chipnetzwerk von Black Semiconductor hebt die Leistung ganzer Systeme auf ein neues Niveau.
CUTISS fertigt lebendige patientenspezifische Haut im Labor. Mit der selbst entwickelten Gewebetherapie liefert das Unternehmen automatisiert gezüchtetes Hautgewebe, das sich wie eigenes anpasst und wächst. Das Verfahren zeigt langfristige Sicherheit und Wirksamkeit bei Verbrennungen, Rekonstruktionen und ästhetischen Eingriffen.
NEURA Robotics entwickelt kognitive Roboter, die sehen, hören, fühlen und eigenständig handeln können. Alle Kerntechnologien stammen aus eigener Hand – für höchste Präzision, Sicherheit und Interaktion mit dem Menschen. Das Robotik-Ökosystem „Neuraverse“ funktioniert wie ein Smartphone mit Armen: skalierbar, vernetzt und offen für Partnerlösungen.
Der zweite Platz ging an das Medtech-Unternehmen Cutiss aus der Schweiz. Das Start-up um CEO Daniela Marino gibt Patientinnen und Patienten der Hautchirurgie neue Hoffnung. Durch eine selbstentwickelte Technologie liefert das Unternehmen automatisiert gezüchtetes Gewebe, das sich wie eigene Haut anpasst und wächst. Dieses Gewebe macht schmerzhafte Transplantationen überflüssig, reduziert die Narbenbildung, beispielsweise nach Verbrennungen – und kann die Behandlungskosten um 40 Prozent senken.
„Doch nicht nur die Innovation im Medizinbereich hat die Jury begeistert, auch die starke Verbundenheit zum Standort Europa war entscheidend“, sagte Richter, der den Abend zusammen mit Solveig Gode, Ressortleiterin Podcast beim Handelsblatt, moderierte. „Für uns ist es wichtig, das Herz des Unternehmens in Europa zu haben – denn von hier aus können wir sehr viele Menschen erreichen“, erklärte die Gründerin Daniela Marino.
Platz 3 ging in diesem Jahr an das Start-up Neura Robotics aus Metzingen, das Künstlicher Intelligenz einen Körper gibt. Seine Roboter denken mit, reagieren flexibel und lösen Aufgaben auch ohne spezifische Programmierung. Trainiert werden sie dafür im Neura Gym, einer Art Fitness Center für Maschinen. Dort erlernen sie Fähigkeiten aus der realen Welt, wie Montieren, Greifen und Sortieren.
„Es geht hierbei nicht nur um technische Tätigkeiten wie beispielsweise das Schweißen, sondern auch um das Einräumen einer Spülmaschine oder das Falten von Wäsche“, erklärte Arne Nordmann, VP Technology & Innovation. Er rechnet damit, dass in ein paar Jahren humanoide Roboter für die Interaktion mit dem Menschen in Haushalten eingesetzt werden. Nordmann ist überzeugt: „Damit begegnen wir Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Überalterung.“

Zur festen Tradition ist inzwischen auch die Verleihung des DEI Accelerator Awards im Rahmen des Spark-Awards geworden. Er zeichnet Unternehmen aus, die mit ihren Lösungen zu mehr Diversität beitragen. Ein Bemühen, das auch wirtschaftlich geboten erscheint: Laut McKinsey-Mann Richter haben Unternehmen mit diverser Führung eine um 36 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, bessere Ergebnisse zu erzielen.
In diesem Jahr ging der Preis an MINTD, eine KI-basierten Job-Matching-Plattform für Frauen in mathematisch, naturwissenschaftlich oder technisch geprägten Branchen. „Neben dem digital optimierten Prozess führen wir ein zusätzliches manuelles Screening und eine Cultural-Fit-Analyse durch“, erklärte die Gründerin Emmelie König. So lasse sich sicherstellen, dass die Firmenkultur auch zu den vermittelten Kandidatinnen passt. Denn es genüge nicht, weibliche Tech-Talente in Unternehmen zu bringen, wenn sie dort männerdominierte Strukturen vorfinden, in denen sie nicht dauerhaft arbeiten möchten.
„The Spark – der deutsche Digitalpreis“ wird auch im kommenden Jahr vergeben. Senden Sie eine kurze Mail an the-spark@handelsblatt.com, wenn wir Sie zum Start der nächsten Bewerbungsphase informieren sollen.