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Das Institut für Mobilität der Universität St. Gallen vergibt erstmals die „Mobility Trailblazers Awards“. Gewürdigt wird das Engagement von Persönlichkeiten, die zeigen, dass Fortschritt kein Zufall ist, sondern das Ergebnis von Mut zum Wandel.
Stellen Sie sich vor, Sie sind Hürdenläufer. Nur stehen Ihre Hürden in unterschiedlichen Abständen zueinander. Sie sind mal höher und mal niedriger. Und niemand weiß, wie lange das Rennen eigentlich dauert. Klingt frustrierend? Nicht für die mehr als zwanzig unermüdlichen Persönlichkeiten, die jüngst mit den „Mobility Trailblazers Awards“ ausgezeichnet wurden.
Denn während viele über die Zukunft der Mobilität diskutieren, handeln sie. Sie sind Pionierinnen und Pioniere der Mobilitätswende. Sie kommen aus der Wirtschaft, der Politik oder aus der Wissenschaft – und sie möchten einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen auch in Zukunft schnell, nachhaltig und komfortabel an ihre Ziele gelangen.
Alle Preisträgerinnen und Preisträger 2025
André Schwämmlein ist einer derjenigen, die das Institut für Mobilität an der Universität St. Gallen mit einem Award bedacht hat. Schwämmlein ist Co-Founder und CEO von Flix, besser bekannt durch seine Marken FlixBus und FlixTrain. „Mobilität bedeutet Freiheit. Und wenn mehr Menschen auf gemeinschaftliche, effiziente Verkehrsmittel umsteigen können, schaffen wir Chancen – und reduzieren gleichzeitig unseren ökologischen Fußabdruck“, beschreibt Schwämmlein seine Motivation.
Dass sich Chancen ebenso wenig beschließen lassen wie die Nutzungsgewohnheiten von Reisenden, weiß er nur zu gut. „Menschen ändern ihr Verhalten erst, wenn es eine bessere Alternative gibt.“ Die nachhaltige Wahl müsse auch die klügere sein. Schwämmleins Rat an Gründerinnen und Gründer für den Verkehrssektor lautet deshalb: „Baut Unternehmen, die echte Probleme lösen – und denkt langfristig. Die Mobilitätswende gelingt nur gemeinsam: mit Partnern, Regulatoren und auch Wettbewerbern.“
Den Gedanken einer gemeinschaftlichen Veränderung hat ein weiterer „Mobility Trailblazer“, ein Wegbereiter der Mobilität, auf seine Weise umgesetzt: Anjes Tjarks, Senator der Hamburger Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. „Hamburg ist eine wachsende Metropole, aber die Fläche bleibt gleich. Wir müssen Mobilität deshalb neu denken, damit die Stadt funktionsfähig bleibt“, sagt er. Komplexe Projekte wie die Mobilitätswende in einer Großstadt müsse man mit einer klaren Vision angehen und für sie immer wieder auf Augenhöhe bei den Verkehrsteilnehmenden und Anwohnenden werben.
Eines der derzeit ambitioniertesten Verkehrsprojekte der Hansestadt ist der Bau der U-Bahnlinie 5. Sie ist 25 Kilometer lang, vollautomatisiert und für 300.000 Passagiere täglich konzipiert. Im Jahr 2033 soll die gesamte Linie fertig sein, Teilstücke werden schon eher in Betrieb genommen. Tjarks: „Für mich steht der Freiraumgewinn in der City und unser konsequenter ÖPNV-Ausbau für den Wandel, den wir in Hamburg brauchen, damit die Stadt klimafreundlich wächst und dabei lebenswerter wird.“ Der Grünen-Politiker setzt deswegen vor allem auf Angebote anstatt auf Verbote. Klimafreundliche Alternativen in der Mobilität sollen „ganz selbstverständlich als die attraktivsten“ empfunden werden.
Um attraktive Alternativen geht es auch beim Autoverkehr selbst. Helmut Ruhl ist Chef der AMAG Group, dem größten Fahrzeugimporteur der Schweiz. „Wir sind ein achtzigjähriges Familienunternehmen, bei dem Verantwortung schon immer ein zentraler Unternehmenswert war“, sagt Ruhl, der das Unternehmen auf den Weg nachhaltiger Mobilität führen will. Der Manager, Jahrgang 1969, sieht es als Aufgabe seiner Generation, die Mobilität zu dekarbonisieren – und dafür brauche es vor allem einen Wandel.
„Transformation beginnt mit dem ‚Why’, mit der Frage nach dem Unternehmenszweck. Wir haben uns deshalb gefragt, warum es unser Unternehmen in zehn Jahren noch geben sollte, und was wir anbieten müssen, um weiterhin relevant zu sein“, berichtet der Manager, der ebenfalls zum „Mobility Trailblazer“ gekürt wurde. Die Antwort auf diese Frage ist bei AMAG eine Mischung aus aktuellem Geschäftsmodell und zukunftsträchtiger Technologie. „Wir setzen auf Elektromobilität und ihre intelligente Vernetzung mit dezentraler Solarenergie“, erklärt Ruhl. Zu diesem Zweck übernahm die Unternehmensgruppe bereits 2022 den größten Solarinstallateur der Schweiz, und bietet seitdem passend zum Elektroauto auch die Solar-Ladelösung für daheim an.
„Pionierleistungen wie diese zeigen, dass die Mobilität an einer historischen Wegscheide steht“, sagt Prof. Dr. Andreas Herrmann, Jury-Vorsitzender der „Mobility Trailblazers Awards“ und Direktor des Instituts für Mobilität an der Universität St. Gallen. Die Mobilitätsforscher beobachten den derzeitigen Wandel aufmerksam und sehen: „Heute geht es nicht mehr nur um das bessere Fahrzeug – es geht um das bessere System.“
Menschen, die solche Systeme neu denken, die Brücken bauen zwischen Technik und Gesellschaft, zwischen Forschung und Markt, sollen zum Vorbild für alle werden, die sich für eine Mobilität einsetzen, die nachhaltig, vernetzt und zukunftsfähig ist. Die „Mobility Trailblazers“ zeigen, dass das möglich ist – auch wenn es dafür mehr als eine Hürde zu nehmen gilt.
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