Intuitiv, schnell und immer aktuell - jetzt Handelsblatt App installieren.
- FinanzvergleichAnzeige
- ProduktvergleichAnzeige
In Deutschland und Europa beginnt ein neues Energiezeitalter – eines, in dem der Wasserstoff eine zentrale Rolle spielt. Als emissionsfreier Energieträger kann er fossile Brennstoffe in z.B. Industrie, Mobilität und Stromerzeugung ersetzen. Doch damit Wasserstoff seinen Weg vom Erzeuger zum Verbraucher finden kann, braucht es vor allem eines: Infrastruktur. Die Open Grid Europe GmbH (OGE), Deutschlands führender Gasnetzbetreiber, baut genau daran – mit Weitblick, hohen Investitionen und einem festen Platz im europäischen Energiesystem.
OGE treibt, gemeinsam mit weiteren Gasnetzbetreibern in Deutschland, den Aufbau des nationalen Wasserstoffkernnetzes maßgeblich voran – einer geplanten Hochleistungsinfrastruktur, die Produzenten, Speicher, Importkorridore und industrielle Verbraucher miteinander verbindet. Auf mehr als 9.000 Kilometern Länge– etwa 60 Prozent davon bestehend aus umgestellten Erdgasleitungen – soll Wasserstoff sicher und effizient durch Deutschland strömen.
Diese Umstellung vorhandener Infrastruktur ist ein entscheidender Vorteil: Sie spart Kosten, beschleunigt die Umsetzung und nutzt bestehende Genehmigungen. Das Wasserstoffkernnetz soll ab diesem Jahr sukzessive aufgebaut werden und in Betrieb gehen – mit dem Ziel, ab 2032 weitgehend vollständig zur Verfügung zu stehen. Die Kosten belaufen sich auf rund 20 Milliarden Euro. Die Bundesnetzagentur hat das Projekt zur „kritischen Energieinfrastruktur“ erklärt – ein Ausdruck der strategischen Bedeutung.
Das deutschlandweite H2-Kernnetz soll den Wasserstoff national, aber auch regional von z.B. den Produktionsstandorten im Nordwesten Deutschlands zu den Industrieverbrauchern in West- und Süddeutschland transportieren. Aus einer von OGE und RWE entwickelten Vision hat sich zwischenzeitlich eine weitreichende Initiative (Get H2) entwickelt, der sich mittlerweile mehr als 30 Partnerunternehmen angeschlossen haben.
Der Partnerkreis bildet die komplette Wertschöpfungskette ab und beinhaltet weitere Erzeuger, Importeure, Speicherbetreiber sowie Abnehmer aus unterschiedlichen Bereichen wie z. B. Stahl, Raffinerie, Glas und Chemie.
Alle Partner verfolgen das gleiche Ziel: Den Aufbau der H2-Infrastruktur beschleunigen und zum Entstehen eines europäischen Wasserstoffmarktes beitragen. Und dafür sollen die Kräfte gebündelt werden, um gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen.
Im Projekt GET H2 Nukleus. entsteht in Zusammenarbeit mit Partnern wie bp, Evonik, Nowega und RWE ein 130 Kilometer langes Pipeline-System zwischen Lingen und Gelsenkirchen. Es verbindet Elektrolyseure mit industriellen Abnehmern und Untertagespeichern und wird das erste Wasserstoffnetz mit reguliertem Zugang und klar definierten Entgelten. OGE spielt hier eine zentrale Rolle als Netzbetreiber und technischer Umsetzer.
Der Startpunkt in Lingen ist kein Zufall: Hier befindet sich eine der wichtigsten Energieregionen Deutschlands mit Windparks, Gasinfrastruktur und Wasserstoffprojekten. Das Ziel: industrieller Hochlauf, Marktreife und sichere Skalierung.
Ergänzt wird GET H2 Nukleus durch Projekte zur Anbindung des niederländischen Wasserstoffnetzes und weiterer industrieller Abnehmer im nördlichen Ruhrgebiet und ist als solches Teil des IPCEI on Hydrogen (Important Project of Common European Interest), was die grenzüberschreitende Bedeutung unterstreicht.
Im Rahmen des Projekts TransHyDE engagiert sich OGE in der Forschung an neuen anwendungsnahen Technologien für den leitungsgebundenen Transport wie der Verdichtung, Gasanalytik oder Mengenmessung. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Vorhaben untersucht außerdem, wie unterschiedliche Infrastrukturen – Pipelines, Speicher, Tank- und Schiffstransport – optimal zusammenspielen können. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um Regulierung, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit.
Ein zentrales Thema im Verbund GET H2 TransHyDE ist dabei die geeichte Messung der Energiemenge zu Abrechnungszwecken. Hierzu ist die Kenntnis der Gaszusammensetzung und der Volumenstrom, gemessen mit geeichten Geräten, notwendig. Um die Eichfähigkeit voranzutreiben, hat OGE im Jahr 2023 ein H2-Labor aufgebaut und die Weiterentwicklung der Analytikgeräte angestoßen. Weitere Aktivitäten beschäftigen sich mit der Aufreinigung des Wasserstoffs oder der Gasferndetektion.
Im Norden, direkt entlang der Küste von Wilhelmshaven und damit unmittelbar an den wichtigen Nord-Importkorridor von Wasserstoff anschließend, soll zukünftig die Wilhelmshaven-Küstenlinie (WKL) verlaufen. Die 11 km lange Wasserstoffpipeline bildet den Startpunkt für den Verbindungsweg, um Wasserstoff von Nord nach West zu transportieren. Neben den Wasserstoffmengen aus dem Import, verbindet die Wilhelmshaven-Küstenlinie sowie der sich direkt anschließende Nordsee-Ruhr-Link entlang des Trassenverlaufs nationale Produzenten und Abnehmer von Wasserstoff miteinander.
Dabei bringen sowohl die Wilhelmshaven-Küstenlinie als auch der Nordsee-Ruhr-Link jeweils eine Besonderheit mit sich: Die Wilhelmshaven-Küstenlinie trägt die Bezeichnung der innovativen Doppelleitung. Zu der 11 km langen Wasserstoff-Pipeline, an die der Nordsee-Ruhr-Link I von Wilhelmshaven bis Dykhausen anschließt, erfolgt parallel der Bau einer 9 km langen Erdgaspipeline.
Der Nordsee-Ruhr-Link I bewegt sich auf den Pfaden einer OGE-Erfolgsgeschichte: zu 98% liegt die rund 21 km lange Wasserstoffleitung parallel zur Wilhelmshavener-Anbindungsleitung (WAL), die OGE 2022 in Rekordzeit von nur neun Monaten realisiert hat. Somit schreibt die Region um Wilhelmshaven mit der Wilhelmshaven-Küstenlinie und dem Nordsee-Ruhr-Link erneut Energiegeschichte.
Denn zusammen bilden die Wilhelmshaven-Küstenlinie und der Nordsee-Ruhr-Link die zentralen Verbindungsleitungen für den Wasserstoff-Transport von Nord nach West. Das Kernnetz gibt für beide Wasserstoffleitungen eine Inbetriebnahme im Jahr 2027 vor.
OGE denkt auch international. Das Unternehmen engagiert sich in einer Vielzahl internationaler Projekte mit Partnern aus nahezu allen Nachbarländern Deutschlands, um signifikante Mengen Wasserstoffs zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar zu machen. Ein Projekt heißt H2Med, in dem sich OGE gemeinsam mit Netzbetreibern aus Spanien, Portugal und Frankreich für einen transnationalen Wasserstoffkorridor von der Iberischen Halbinsel über Frankreich nach Deutschland einsetzt. Mit H2Med könnten ab 2030 jährlich über zwei Millionen Tonnen primär grünen Wasserstoffs in Mitteleuropa ankommen – ausreichend für einen substanziellen Teil des Bedarfs der deutschen Industrie. OGE übernimmt die Rolle des deutschen Projektpartners.
Ende 2024 gründeten die beteiligten Unternehmen zusammen mit anderen Partnern entlang der Wertschöpfungskette, wie Produzenten und industriellen Verbrauchern, eine Allianz, um kommerzielle Anforderungen, Zeitpläne, Investitionsmodelle und Regulatorik länderübergreifend zu koordinieren. Die Pipelineverbindung ergänzt die Importpfade aus der Nord- und Ostseeregion, aus Ost- und Südosteuropa sowie Nordafrika. Auch bei diesen Korridoren kooperiert OGE gemeinsam mit europäischen Partnern und diversifiziert damit die Bezugsquellen für Wasserstoff – eine zentrale Voraussetzung für Resilienz.
Einer der wesentlichen Bausteine für den Einstieg in den Wasserstoffmarkt ist für Unternehmen, Kommunen und Betreiber der technische Anschluss an das H2-Kernnetz. OGE begegnet dem mit einem einfachen, aber effektiven Modell: Jeder Interessent kann sich bereits heute eine Anschlussmöglichkeit, ein sogenanntes T-Stück, an den zukünftigen H2-Leitungen einplanen lassen. Diese Modularität macht das Netz offen für Innovationen und lokale Initiativen – etwa in Mobilität, Wärme oder dezentraler Industrie.
Zusätzlich bietet OGE ein breit aufgesetztes Dienstleistungsgeschäft an. Dazu gehören neben der H2-Trainingsstrecke in Werne zur Ausbildung von Fachkräften an Pipelines mit Wasserstoff, umfassende Beratung, technische Unterstützung und regulatorisches Know-how. Damit wird das Unternehmen nicht nur zum Netzbetreiber, sondern zum Enabler einer ganzen neuen Energiewirtschaft.
OGE zeigt mit seiner Wasserstoffstrategie, dass Infrastruktur weit mehr ist als Rohre im Boden. Sie ist ein zentrales Element für Dekarbonisierung, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit. Mit Projekten und Initiativen wie GET H2, WKL und H2Med entsteht ein systemisches Rückgrat für die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa.
Dabei gelingt es OGE, konsequent bestehende Assets zu nutzen, regulatorische Herausforderungen aktiv zu adressieren und gleichzeitig europäische Integration voranzutreiben. Der Aufbau des Wasserstoffkernnetzes ist damit nicht nur ein technisches Großprojekt, sondern ein politisch-ökonomischer Meilenstein – und ein Hoffnungsträger für die Transformation.