In Berlin haben das Handelsblatt und McKinsey den Digitalpreis „The Spark“ verliehen. Ausgezeichnet wurden Start-ups, deren Ideen Künstliche Intelligenz nutzen, um Geschäftsprozesse branchenübergreifend zu optimieren.
Sie haben allen Grund zum Jubeln: Vertreter der beim Spark-Award ausgezeichneten Start-ups.
Seit 2016 loben das Handelsblatt und McKinsey & Company mit „The Spark – Der Deutsche Digitalpreis“ eine Auszeichnung für Start-ups aus, die mit ihren innovativen Ideen das Potenzial haben, Märkte grundlegend zu verändern. Im Jahr 2024 stand der Wettbewerb im Zeichen des Themas „Künstliche Intelligenz“ (AI for Business). Vor über 200 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft präsentierten zehn Start-ups bei der Preisverleihung in Berlin ihre KI-basierten Lösungen für Herausforderungen, mit denen sich Unternehmen unterschiedlichster Branchen konfrontiert sehen.
Beispiel Mechatronik: Hier stehen Ingenieure vor dem Problem, dass mechatronische Systeme in Autos, Flugzeugen oder Zügen immer komplexer werden. Unübersichtliche Strukturen, Abhängigkeiten und Datensilos erschweren zusätzlich die Arbeit. Das Start-up Spread AI revolutioniert mit seiner Engineering-Intelligence-Software Entwicklung, Produktion und Betrieb komplexer mechatronischer Systeme für die Industrie. Die KI-basierte Lösung hilft Ingenieuren, schneller Informationen zu Produkten zu finden, zu verstehen und anzuwenden, indem sie Daten aus allen Abteilungen und Systemen vereint. Für diese Entwicklung erhielt das Start-up in Berlin den Spark Award 2024.
„Ingenieure müssen bei ihrer Arbeit zwei Welten vereinigen“, sagte Robert Göbel, CEO & Founder von Spread AI, in Berlin. „Zum einen sehr strukturierte Daten, die aber in unterschiedlichen Silos getrennt voneinander aufbewahrt werden und somit kein Gesamtbild zulassen. Zum anderen unstrukturierte Daten wie Wissen, Regularien oder Anforderungen an die Produktabbildung. Diese beiden Welten zusammenzubringen, haben wir uns bei Spread AI zur Aufgabe gemacht.“ Ein erfolgreicher Ansatz, wie der Blick auf einige Zahlen verdeutlicht: Spread-Kunden profitieren von bis zu 50 Prozent kürzeren Entwicklungszeiten, 20 Prozent Kosteneinsparungen sowie einer insgesamt höheren Produktqualität.
Im Bereich Proptech, also Immobilientechnologie, engagiert sich der Zweitplatzierte des diesjährigen Spark Award. Das Start-up Aedifion hat die nach eigener Aussage deutschlandweit führende Softwarelösung zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands entwickelt. Mit der KI-basierten Cloud-Plattform können durch ein digitales Upgrade der technischen Gebäudeausrüstung bis zu 40 Prozent Energie, CO2-Emissionen und Betriebskosten eingespart werden. Die KI erfasst in Echtzeit Betriebsdaten, zum Beispiel von Heizungs-, Kühlungs- und Lüftungsanlagen, macht Vorschläge zur Optimierung und liefert Daten für Taxonomie-, CSR- und ESG-Berichte.
„40 Prozent der Energie weltweit wird in Gebäuden verbraucht“, sagte Johannes Fütterer, CEO & Co-Founder von Aedifion, bei der Preisverleihung. „Wir können allein durch smarte Betriebsoptimierung, durch Künstliche Intelligenz und Digitalisierung 40 Prozent dieser Energie einsparen – ganz ohne zusätzliche Investitionen.“ Die Plug&Play-Lösung von Aedifion ist einfach zu installieren und kann durch zusätzliche Sensoren auch nachträglich erweitert werden. „Wir sind mittlerweile in über 400 Projekten aktiv“, so Fütterer. „Das ist aber nur ein erster Schritt, denn unser Ziel ist es, eine Million Gebäude zu betreuen.“
Platz 3 geht in diesem Jahr an ein Start-up, das die Arbeit von Medizinern und der Biopharma-Branche unterstützt. Aignostics kämpft mit KI gegen die hohe Misserfolgsrate von Arzneimittelkandidaten und gegen die geringen Ansprechraten bei Krebsimmuntherapien. Durch sein maschinelles Lernmodell, das multimodale KI und firmeneigene Datensätze nutzt, verbessert Aignostics die Arbeit für Biopharma-Partner erheblich. Medikamente zum Beispiel zur Krebsbehandlung können schneller und zielgenauer entwickelt werden. Aignostics arbeitet dazu mit Unternehmen wie Bayer und Institutionen wie der Charité und der LMU zusammen.
„Wir analysieren Zellen in Gewebeproben, wie sie bei Biopsien oder Operationen entnommen werden“, erläuterte Viktor Matyas, CEO & Co-Founder von Aignostics. „So etwas im Labor von Hand unter dem Mikroskop zu machen, ist nicht trivial, denn ein Gramm Gewebe hat im Durchschnitt eine Milliarde Zellen. KI kann hier viel schneller präzise Ergebnisse liefern als der Mensch. Und diese Ergebnisse helfen uns zu bestimmen, welche Medikamente entwickelt werden und welche Patienten diese Medikamente erhalten sollen.“
Spread AI revolutioniert mit seiner Engineering-Intelligence-Software Entwicklung, Produktion und Betrieb komplexer mechatronischer Systeme für die Industrie. Die KI-basierte Engineering-Intelligence-Lösung hilft Ingenieuren, schneller Produktinformationen zu finden, zu verstehen und anzuwenden, indem sie Produktdaten aus allen Abteilungen und Systemen vereint.
Das Kölner PropTech Aedifion betreibt eigenen Angaben zufolge Deutschlands führende Softwarelösung zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands. Mit der KI-basierten Cloud-Plattform können durch ein digitales Upgrade der technischen Gebäudeausrüstung bis zu 40 Prozent Energie, CO2-Emissionen und Betriebskosten eingespart werden.
Die Plattform von Aignostics kämpft mit KI gegen die hohe Misserfolgsrate von Arzneimittelkandidaten und gegen die geringen Ansprechraten bei Krebsimmuntherapien. Durch sein führendes maschinelles Lernmodell verbessert Aignostics die Identifizierung von Zielmolekülen, Biomarkern und die Indikationsauswahl für Biopharma-Partner erheblich.
Zum zweiten Mal nach 2023 wurde in Berlin auch der vom Handelsblatt und McKinsey ins Leben gerufene Diversity Accelerator Award vergeben. Er zeichnet Unternehmen aus, die mit ihren Lösungen zu einer diverseren Gründerlandschaft beitragen. In diesem Jahr ging der Preis an Backbone Ventures, der erste und einzige private Investmentfund in Kontinentaleuropa, der dezidiert in unterrepräsentierte Gründer investiert.
General Partner Claudio Muñoz ist in Frankfurt als Sohn eines Flüchtlings aufgewachsen, geprägt von der Arbeitsethik der Migranten in seiner Familie und seinem Umfeld. Er ist überzeugt davon, dass migrantische Gründer keine Wohltätigkeit der Mehrheitsgesellschaft benötigen, und möchte ein finanzielles Umfeld schaffen, in dem sie ihr hohes Potenzial umsetzen können.
„Die meisten Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland aufwachsen, hören von ihren Eltern: Du musst härter arbeiten und mehr lernen als die anderen“, sagte Muñoz. „So habe ich es selbst mit meinen Eltern erlebt, so war es auch in meinem familiären Umfeld.“ Aus dieser Haltung erwächst ein Wille, die eigene Gründung auch gegen Widerstände und Herausforderungen durchzusetzen. „Ich bewundere aber auch Frauen, die sich in Männerdomänen wie Investmentbanking oder Tech-Unternehmen durchsetzen.“ Hier finanzielle Unterstützung zu bieten, hat sich Backbone Ventures zum Ziel gesetzt.
„The Spark – der deutsche Digitalpreis“ wird auch im kommenden Jahr vergeben. Das Thema für das Jubiläumsjahr – der Award wird 2025 zum zehnten Mal verliehen – lautet: "Deep Tech – Deep knowledge, high impact". Im Fokus stehen technologische Innovationen, die etwa dabei helfen, chronische Krankheiten zu heilen, die Ernährung der Welt zu sichern oder kritische Infrastruktur vor Cyberbedrohungen zu schützen. Senden Sie eine kurze Mail an the-spark@handelsblatt.com, wenn wir Sie zum Start der nächsten Bewerbungsphase informieren sollen.