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Viele Unternehmen erhoffen sich vom Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) einen Wachstumsschub. Im Interview verrät Alexander Hill, Applied AI Lead beim Process Mining Marktführer Celonis, worauf es ankommt.
Herr Hill, was versteht man unter Process Mining?
Process Mining ist vergleichbar mit einem Röntgengerät für Geschäftsprozesse. Es erfasst und analysiert die tatsächlich ablaufenden Unternehmensprozesse inklusive ihrer Abhängigkeiten und Schwachstellen. Dazu wertet es ohnehin vorhandene Daten aus unterschiedlichen Quellsystemen, wie etwa ERP- und CRM-Systemen, aus. Aber auch andere Anwendungen, Dateien oder externe Datenquellen können einbezogen und analysiert werden, um beispielsweise Einkaufspreise oder Lieferantenbewertungen zu berücksichtigen. Dadurch erhalten Verantwortliche einen umfassenden und validen Überblick über ihre gesamten Unternehmensabläufe. Zudem ermöglicht die Technologie auch das (teil-) automatisierte Optimieren der Geschäftsprozesse.
Welche Vorteile bietet Process Mining gegenüber anderen Ansätzen?
Im Gegensatz zu Business Process Management, das ideale Prozesse für ein Unternehmen aufzeigt, stellt Process Mining die tatsächlichen Abläufe samt ihren Ineffizienzen in Echtzeit dar und ermöglicht zudem die Optimierung.
Während herkömmliche Prozessoptimierung oft auf Befragungen beruht, liefert Process Mining datenbasierte Ergebnisse. Unternehmen können so schneller und zielgerichteter Schwachstellen erkennen und Fehler beheben. Dies ist besonders wichtig an den Schnittstellen zwischen Prozessen, wo Ineffizienzen häufig auftreten. Probleme in der Beschaffung können beispielsweise die Produktion und Auslieferung verzögern, was sich auf die Rechnungsstellung und Liquidität auswirkt.
Daten sind der Rohstoff für Ihre Arbeit, doch die Datenfülle in größeren Unternehmen ist oft kaum überschaubar. Wie erschließen Sie diese riesigen Datenmengen für Ihre Arbeit?
Prozessrelevante Daten sind in Unternehmen in der Regel im Überfluss vorhanden, aber auf viele verschiedene Datenquellen verteilt. Sogar in mittelständischen Betrieben gibt es nur noch selten Geschäftsprozesse, die nur von einem einzigen IT-System gestützt werden. Daher ist es entscheidend, diese verschiedenen Datenquellen einzubinden und zu nutzen. Wir setzen dabei auf ein einheitliches Datenmodell, welches die Grundlage für valide Analysen bildet. Anwender bekommen dadurch trotz der Vielzahl an Datenquellen und -Silos einen validen und umfassenden Überblick.
Welche Bedeutung hat KI für die Arbeit von Celonis?
Celonis befasst sich schon seit langer Zeit mit KI, denn Algorithmen und Machine Learning (ML) sind Kernbestandteil unserer Software. Daher nutzen unsere Kunden seit vielen Jahren entsprechende Funktionalitäten und Apps, etwa die „Planning Parameter Optimization App“ oder den „Duplicate Invoice Checker“. Letzterer nutzt ML-Algorithmen, um doppelte Rechnungen zu erkennen, und hat bei zahlreichen Kunden zu jährlichen Einsparungen in Millionenhöhe geführt.
Unsere Plattform verfügt jedoch nicht nur über eigene KI-Funktionalitäten, sondern dient darüber hinaus auch als “Enabler” für den Einsatz anderer KI-Tools. Um im Geschäftsumfeld valide Ergebnisse liefern zu können, benötigen diese erstens entsprechend aufbereitete Prozessdaten - hier kommt unser einheitliches Datenmodell ins Spiel.
Zweitens benötigen KI-Tools wie die derzeit viel diskutierten Large Language Models (LLMs) Zugriff auf das Prozesswissen des entsprechenden Unternehmens. Denn wenn ein Unternehmen zum Beispiel ChatGPT fragt, wie es seine Liefertreue verbessern kann, wird die KI keine firmenspezifische Antwort liefern können. Sie hat weder Zugriff auf die nötigen Unternehmensdaten noch das entsprechende Know-how, etwa wie das Unternehmen seine Liefertreue definiert oder wie es im Branchenvergleich dasteht. Hier schafft Celonis Abhilfe. Wir helfen der KI, das Unternehmen und seine Prozesse zu verstehen.
Was tut Celonis, um bei der Entwicklung von KI Schritt zu halten?
KI ist unter mehreren Gesichtspunkten ein zentrales Thema bei der Weiterentwicklung unserer Software, in das wir massiv investiert haben und auch weiter investieren. Eine unserer Lösungen ermöglicht es Kunden bereits heute, sogenannte "Process Copilots" zu erstellen. Diese KI-Chatbots haben vollen Zugriff auf die Prozessintelligenz von Celonis.
Ein Kunde verwendet zum Beispiel einen Copiloten für seine strategischen Einkäufer. Dieser Copilot beantwortet Fragen zur Lieferantenleistung, gibt etwa Auskunft über die Liefertreue und die Häufigkeit fehlerhafter Rechnungen. Diese Informationen liefern wichtige Einblicke für anstehende Lieferantenverhandlungen.
Zum anderen haben wir unsere Software zu einer Plattform weiterentwickelt, die offen für das Zusammenspiel mit verschiedensten KI-Technologien von Drittanbietern ist. Dadurch können Unternehmen flexibel Technologien führender KI-Anbieter wählen, deren neueste Modelle nutzen und deren Potenziale im Zusammenspiel mit Process Mining voll ausschöpfen.
Wie wird die weitere Entwicklung von KI Process Mining in Zukunft verändern?
Wenn es um die Optimierung von Geschäftsprozessen geht, ist Process Mining die Basis für einen zielgerichteten Einsatz von KI. Unternehmen müssen zunächst herausfinden, wo und wie sie KI nutzen können, um wirklichen Mehrwert zu generieren.
Ein realer Fall bei einem unserer Kunden ist dafür exemplarisch: Unsere Analyse zeigte, dass rund die Hälfte aller Kundenanfragen zunächst an Teams weitergeleitet wurden, die dafür nicht zuständig waren. Dies führte zu unnötigem Aufwand, Verzögerungen und unzufriedenen Kunden. Mit Hilfe der Prozessdaten und des Prozesswissens unserer Software konnte ein Large Language Model (LLM) eingesetzt werden, um Anfragen direkt den zuständigen Teams zuzuweisen. Außerdem kann der Kunde nun kontinuierlich überwachen, wie gut diese Lösung funktioniert und welchen Einfluss sie auf die Kundenzufriedenheit hat.
Gleichzeitig beschleunigt und vereinfacht KI den Einsatz von Process Mining erheblich. Wir entwickeln derzeit KI-gestützte Funktionen in unserer Plattform, die die Datenintegration und Analyse schneller und effizienter machen. Process Mining und KI sind somit die perfekte Kombination.
Vielen Dank für das Gespräch.
Seit 2011 unterstützt Celonis Tausende der weltweit größten Unternehmen dabei, ihre Liquidität zu verbessern, die Kundenzufriedenheit zu steigern und gleichzeitig CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Process-Intelligence-Plattform von Celonis verbindet branchenführende Process-Mining-Technologie mit künstlicher Intelligenz und liefert Unternehmen einen digitalen Zwilling ihrer End-to-End-Prozesse. Damit gewinnen erstmals alle Beschäftigten eines Unternehmens eine einheitliche Sichtweise auf die Geschäftsabläufe, einen Überblick über die verborgenen Potenziale und die Möglichkeit, diese zu realisieren. Celonis hat seinen Hauptsitz in München, Deutschland, und in New York City, USA,a und verfügt über mehr als 20 Niederlassungen weltweit.