Die Malmöer Geschäftswelt ist geprägt von Klein- und Kleinstunternehmen. Täglich werden hier im Schnitt neun Firmen gegründet. Doch was macht die südschwedische Stadt für Gründer*innen und Freelancer*innen so attraktiv? Wir haben bei einer Künstlerin und einer Unternehmerin nachgefragt.
Bevor Yasmina Karli Malmsten für ihr Kunststudium nach Malmö zog, kannte sie die Stadt im Süden Schwedens kaum. Doch irgendjemand hatte ihr erzählt, Malmö sei „wie das Berlin Schwedens“. Das klang vielversprechend. Malmsten kam – und blieb. Längst ist Malmö ihr Zuhause geworden und sie selbst als Künstlerin etabliert. Wie blickt sie heute auf ihre Stadt?
„Malmö ist eine Stadt mit großem Herzen und viel Persönlichkeit“, sagt Malmsten. Als Künstlerin schätze sie besonders die lebendige Kunstszene. „Es ist eine wunderbare Stadt zum Ausstellen, weil sich hier viele Leute für Kunst und Kultur interessieren. Ständig poppen neue Galerien auf und sorgen dafür, dass die Szene frisch und offen bleibt. Das finde ich wunderbar.“
Nicht nur in beruflicher Hinsicht habe Malmö ihr viel zu bieten. Malmsten schwärmt von der Nähe zur Natur, von schönen Parks, tollen Restaurants und einer vielfältigen Kultur: „Malmö ist eine Stadt voller Leben.“ So weit stimmen auch die Parallelen zu Berlin. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied. Denn mit rund 344.000 Einwohner*innen ist Malmö deutlich kleiner als die deutsche Hauptstadt, kleiner auch als Stockholm und das nur 20 Autominuten entfernte Kopenhagen. Für Yasmina Karli Malmsten ist das kein Nachteil. Für sie hat Malmö die perfekte Größe.
Tatsächlich rühmt sich Malmö, mit mehr als 500 km Radwegen eine der fahrradfreundlichsten Städte Europas zu sein. „Das bedeutet mir sehr viel“, sagt die junge Künstlerin, „denn es ermöglicht mir die flexible und intuitive Lebensweise, die ich liebe.“ Und damit ist sie nicht die Einzige.
„Malmö ist die perfekte Fahrradstadt“, bestätigt Lycke von Schantz. Um auch jungen Eltern größtmögliche Flexibilität zu bieten, hat sie mit ihrem Start-up Påhoj einen Kinderfahrradsitz entwickelt, der sich im Handumdrehen in einen Buggy verwandeln lässt. „Mit Påhoj wollen wir es Familien mit Kindern leicht machen, das Fahrrad als Fortbewegungsmittel zu wählen“, sagt die Industriedesignerin, die selbst zwei Kinder hat.
Ihr Produkt scheint wie geschaffen für Malmö. Mit ihrer Affinität zum Radfahren und ihrer Offenheit für Innovationen seien die jungen Eltern der Stadt die perfekte Testkundschaft, findet von Schantz. Der Erfolg gibt ihr Recht. Der Kindersitz wurde nicht nur mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, sondern ist auch im Malmöer Stadtbild immer präsenter.
Lycke von Schantz ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Und dankbar für die Unterstützung, die sie erhalten hat. In Malmö gebe es einen regen Austausch unter Gründer*innen. „Das Schöne ist, dass die Menschen sehr großzügig darüber berichten, wie und warum sie erfolgreich waren oder gescheitert sind“, erzählt die Unternehmerin. „Und weil wir räumlich so nah beieinander sind, ist es einfach, sich auf einen Kaffee zu treffen und Erfahrungen auszutauschen.“
Die Stadt unterstützt den Austausch, wo sie kann. Gründerzentren und Inkubatoren, Mentoring-Programme und Veranstaltungen bieten eine Reihe von Vernetzungsmöglichkeiten. Und die Start-up-Szene vibriert. Neben einigen großen Playern wie E.ON oder Ikea ist die Malmöer Geschäftswelt geprägt von Klein- und Kleinstunternehmen: Jeden Tag werden hier im Schnitt neun Unternehmen gegründet.
Den kooperativen Geist, den Lycke von Schantz in der Business-Welt erlebt, kennt auch Yasmina Karli Malmsten. Sie berichtet von den sogenannten KKV, Künstlerkollektiven, die gemeinsame Werkstätten und Ateliers betreiben. „Es gibt Werkstätten für Druckgrafik, Textil-, Holz-, Metallarbeiten und vieles mehr“, so Malmsten. „Sie ermöglichen es, neue Dinge auszuprobieren, ohne dass man das gesamte Equipment selbst anschaffen muss.“
Dass Malmö ihr ein Ort der Inspiration ist, beweist die Schaffenskraft der vielseitigen Künstlerin. Derzeit arbeitet Malmsten an verschiedenen Ausstellungen, beispielsweise in Stockholm. Außerdem sind bereits für das Frühjahr verschiedene Projekte und Ausstellungen in Malmö geplant. Und wie geht es bei Påhoj weiter?
Zunächst wolle man sich aufs Marketing konzentrieren und die Bekanntheit des Unternehmens steigern, sagt Lycke von Schantz. Längerfristig sei eine Erweiterung des Produktportfolios geplant. „Wir wollen Eltern, die sich für einen nachhaltigen Alltag entscheiden, weitere intelligente Lösungen anbieten.“
„Es sollte einfach sein, das Richtige zu tun“, so lautet das Motto ihres Unternehmens. Die kleine Großstadt Malmö, die 2021 und 2022 zur umweltfreundlichsten Stadt Schwedens erklärt wurde, bietet dafür genau das richtige Umfeld.