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Slack-Webinar „Pioniere des Wandels“

Digitale Bildung: „Worauf warten wir eigentlich?“

Die Corona-Pandemie hat Homeoffice und digitales Lernen alltäglich gemacht. Warum brauchen wir eigentlich erst solchen Druck, um uns für Zukunftstechnologie zu öffnen? Das fragt sich die Bildungsexpertin Verena Pausder im Interview mit Investor Frank Thelen.

Verena Pausder packt an. Zu Beginn der Corona-Epidemie, als das deutsche Schulsystem noch in Schockstarre gefangen ist, startet sie eine Website mit Tipps für Homeschooling in Zeiten von Corona. Denn die Bildung, insbesondere die digitale Wissensvermittlung, ist ein Herzensanliegen der erfolgreichen Unternehmerin (Ada, Fox & Sheep, HABA Digitalwerkstätten). Das wird auch deutlich im Interview mit Investor Frank Thelen, der sich im Rahmen der von Slack initiierten Webinarserie „Pioniere des Wandels“ mit Verena Pausder unterhalten hat.

Slack-Webinar „Pioniere des Wandels“ mit Verena Pausder und Frank Thelen

Die provokante Frage „Worauf warten wir eigentlich?“ stellt Pausder an den Anfang ihrer Ausführungen und verweist unter anderem darauf, wie schnell sich das Konzept von digitalem Unterricht in Corona-Zeiten durchgesetzt hat. Hier klingt das an, was sie in ihrem aktuellen Buch „Das Neue Land“ breiter ausführt: Ohne den „Motor“ Corona wäre ein solches Bildungsexperiment vermutlich in erbitterten Diskussionen zerredet worden und schließlich am Widerstand von Bedenkenträgern gescheitert. „Aber warum brauchen wir erst den Druck einer Pandemie, um Konzepte wie Homeschooling oder Homeoffice als machbar zu erkennen?“ fragt Pausder im Gespräch mit Thelen.

Wie schnell sich konstruktive Initiativen in der digitalen Welt anstoßen lassen, hat der von Pausder mit initiierte Hackathon #wirfürschule im vergangenen Jahr bewiesen. Die dafür notwendige Infrastruktur stellte Slack bereit. „Wir haben 6000 Menschen in der digitalen Welt zusammengebracht, damit sie gemeinsam Ideen für die Schule von morgen entwickeln”, sagt Pausder. Die dafür notwendige Infrastruktur stellte Slack bereit. „Innovationsmethoden wie Hackathons oder digitale Tools zu Kollaboration nicht zu nutzen, wäre in meinen Augen fahrlässig, weil man mit ihnen so viel besser dezentral und mit Teams an verschiedenen Orten kommunizieren kann.” 

Damit unser Bildungssystem auch ohne einen so zweifelhaften Helfer wie das Coronavirus künftig besser funktionieren kann, braucht es nach Ansicht der Expertin drei grundlegende Veränderungen: Zum einen muss die digitale Infrastruktur der Schulen weiter ausgebaut werden, denn hier herrscht nach wie vor großer Aufholbedarf. „Wir müssen dabei nicht nur die Hardware an die Schulen bringen, sondern auch Zuständigkeiten klar verteilen: Wer verwaltet etwa die Systeme? Da ist derzeit noch vieles ungeregelt.“

Zum anderen sollten die Verantwortlichen Sorge tragen, dass möglichst zeitnah Lehrkräfte mit umfassender digitaler Kompetenz an die Schulen kommen. „Wir können nicht warten, bis in einigen Jahren entsprechend ausgebildeter Nachwuchs von den Unis nachrückt“, sagt Pausder. Angesichts der Notwendigkeit einer umfassenden digitalen Bildung für junge Menschen, die sich einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt gegenübersehen, sei ein solcher Zeitverlust nicht hinnehmbar.

Und schließlich plädiert die Bildungsexpertin dafür, den aktuell „mit Wissensvermittlung überfrachteten“ Unterricht mehr auf die Kreativität der Lernenden hin auszurichten. „Die Kinder kommen vor lauter Lernen gar nicht mehr zum Denken“, sagt Pausder. „Genau deshalb bilden wir hierzulande viel zu wenige junge Menschen in kreativen digitalen Berufen aus wie Software-Entwickler oder User Interface Designer.“

Doch nicht nur die Schule sieht Pausder in der Pflicht, wenn es um Digitalisierung geht, auch die Politik hat hier nach ihrer Einschätzung großen Nachholbedarf. „Vor allen Dingen benötigen wir ein eigenes Digitalisierungsministerium. Das ist kein Plädoyer für noch mehr Bürokratie, sondern dafür, die verschiedenen Kompetenzen anderer Ministerien zu bündeln und dieses vielleicht wichtigste Zukunftsthema mit entsprechendem Budget und geballtem Sachverstand voranzutreiben.“

Doch aller Sachverstand nützt wenig, wenn die Gesellschaft ihrem Nachwuchs nicht überall die gleichen Chancen bietet. „Das Thema Chancengerechtigkeit treibt mich sehr um”, sagt Pausder. „Wir bilden in den Schulen viel zu wenig in Zukunftstechniken aus, in den MINT-Fächern oder im Hinblick auf mögliche Unternehmensgründungen.” Dabei liegen genau da die Zukunftschancen kommender Generationen. „Das Weltwirtschaftsforum hat errechnet, dass 65 Prozent unserer heutigen Grundschüler in Berufen arbeiten werden, die es heute noch gar nicht gibt. Aber wenn Zukunftskompetenzen nicht in der Schule vermittelt werden, verschärfen wir die Ungleichheit: Manche Familien können diese Lücken privat kompensieren, andere nicht.“, so Pausder. „Angesichts solcher Zahlen sollten wir akzeptieren, das klassische Wissensvermittlung allein nicht die Antwort auf die Zukunft sein kann.”


Der diesjährige #wirfürschule Hackathon, der von Verena Pausder mitgegründet wurde und von Slack als Technologiepartner unterstützt wird, findet von 14.-18. Juni 2021 statt.

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