Die Medizin von morgen wird ebenso auf individuellen Forschungsleistungen wie auf globaler Zusammenarbeit fußen. Deutschland kommt dabei eine wichtige Rolle zu.
Innovationen im Gesundheitsbereich sind einer der Pfeiler, auf denen Wohlstand und Wohlfahrt in unserem Land ruhen. Herausforderungen wie die aktuelle Corona-Pandemie führen uns klar vor Augen, wie wichtig die schnelle Entwicklung hochinnovativer Medikamente und Therapien nicht nur für jeden von Krankheit Betroffenen, sondern für unser Zusammenleben insgesamt ist.
Die Pharmaindustrie ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner des Gesundheitswesens. In der krisenhaften Situation der vergangenen Monate hat sie nicht nur ihre Forschungskraft bewiesen, sondern einmal mehr auch ihre Fähigkeit, mit allen am Gesundheitswesen Beteiligten sehr eng und zielorientiert zusammenzuarbeiten. Nur so war es möglich, innerhalb kurzer Zeit hoffnungsvolle Impfstoff-Kandidaten zu entwickeln. Diese enge Kooperation sowohl unter Forschern als auch mit den Regulierungsbehörden ist eine wichtige Voraussetzung, um die medizinischen Herausforderungen der Zukunft meistern zu können. Denn angesichts der aktuellen biologischen und digitalen Revolution wird uns die Medizin von morgen mit hochkomplexen Aufgaben konfrontieren, die sich in Zusammenarbeit mit Partnern leichter und schneller zum Wohle der Patienten bewältigen lassen.
Stefan Oelrich
Vorstandsmitglied der Bayer AG und
Präsident der Pharma Division
Zugleich müssen wir Sorge tragen, dass sich unsere Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden so agil weiterentwickelt, wie wir es während der Corona-Krise erlebt haben. Ein schnellerer Übergang von Ideen zu Produkten und in den Markt sollte für die Medizin der Zukunft Standard sein. Neue Therapieansätze, die etwa auf Erkenntnissen von Genetik oder Zellforschung beruhen, sind jedoch mit herkömmlichen regulatorischen Verfahren oft nur schwer in Einklang zu bringen. Ich denke etwa an wichtige Erfolge in der Präzisionsmedizin,die mit innovativen Studiendesigns nachgewiesen werden. Hier würden wir uns als Pharmaunternehmen wünschen, dass die Patientensicht nach anerkannten Standards als Kriterium viel stärker berücksichtigt wird.
Zu den wichtigsten Bausteinen einer Medizin der Zukunft werden Gen- und Zelltherapien gehören. Von ihnen versprechen sich Mediziner für die Zukunft Linderung oder sogar Heilung von heute noch unheilbaren Erkrankungen wie Krebs oder Parkinson. Für ein Unternehmen wie Bayer sind solche Therapieansätze wichtige Wachstumsmotoren. Mit der Akquisition von Unternehmen wie BlueRock oder jüngst AskBio haben wir unser Engagement in diesem wichtigen Forschungsgebiet weiter ausgebaut. Wir blicken gespannt und mit Zuversicht auf die Fortschritte in diesen wichtigen medizinischen Forschungsfeldern.
Solche Fortschritte zum Wohle der Patienten gibt es vor allem dort, wo sich Forschung über Grenzen hinweg vernetzt. Gerade in zentralen Feldern der Medizin wie etwa der Krebsforschung fanden sich in den letzten Jahren lediglich zwei europäische Forschungseinrichtungen unter den Top 30 weltweit. Nach Zahl der Publikationen und klinischen Studien liegen hier US-amerikanische und chinesische Zentren mit Abstand vorne. Ich bin aber überzeugt, dass wir uns wieder an die Spitze der medizinischen Forschung setzen können– gemeinsam mit unseren europäischen Partnern.
Deutschland sollte hier vorangehen und Motor für die stärkere Vernetzung der medizinischen Forschung in Europa sein. Mit unserem Know-how, unseren exzellenten Forschungseinrichtungen und nicht zuletzt der innovationsstarken Pharmaindustrie kann Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Medizin von morgen leisten.