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Data Management

„Abwarten ist der größte Fehler“

Viele Unternehmen wollen ihre eigenen Daten gewinnbringend nutzen, hadern aber oft mit der Herangehensweise. SAP-Experte Andreas Wesselmann über strategische Tipps, falsche Agilität und die Datenlösungen von drei bekannten Unternehmen.

Herr Wesselmann, Daten seien das neue Öl oder Gold, heißt es. Woher weiß ich als Unternehmer, welche meiner Daten wie wertvoll sind?
Der Wert von Daten bemisst sich im Prinzip branchenunabhängig anhand von vier Kriterien: Volumen, Spannbreite, Qualität und Benutzung.

Andreas Wesselmann neu

Andreas Wesselmann (Bild: SAP)

Bitte erklären Sie das näher.
Wer wissen will, was er mit seinen Daten anfangen kann, muss sie erst mal kennen. Unternehmen müssen wissen, wie viele Daten sie haben oder zur Verfügung stellen können. Dann müssen sie wissen, wie diese Daten quantitativ auf bestimmte Abteilungen, Anwendungen oder Prozesse verteilt sind. Wie wertvoll solche Daten sind, zeigt sich auch anhand ihrer Qualität, dem Detailgrad, wenn Sie so wollen. Zuletzt: Wie häufig wird auf bestimmte Daten zugegriffen? Diese Faktoren in Kombination helfen bei der Wertbestimmung von Daten.

Haben die vergangenen Monate etwas am Datenverständnis verändert?
Entscheidungen auf Basis realer Daten sind für die Geschäfte der meisten Unternehmen unverzichtbar geworden. Je nach Datenbestand ist es leicht, bestimmte Geschäftsszenarien zu simulieren und so effektiver gegensteuern zu können. Das hat vielen unserer Kunden zuletzt die Planung unter den bekannten unsicheren Bedingungen erleichtert.

Können Sie Beispiele nennen?
Drei in aller Kürze: Der Keramikwarenhersteller Villeroy & Boch hatte den Bedarf, einen Echtzeit-Überblick über seine Produktions-, Investment- und Personaldaten zu bekommen. Per Cloud-Analytics-Lösung, die ohne ein großes IT-Projekt zu starten implementiert wurde, kam der Kunde schnell an die gewünschten Erkenntnisse. Zweites Beispiel: Der Fensterbauer Velux hat seine eigenen Daten aus Bestandsystemen per Cloud-Reporting-Lösung zugänglicher gemacht, damit mehr Menschen auf derselben Faktengrundlage Entscheidungen treffen konnten. Dritter Ansatz: Das Medizinproduktunternehmen Hartmann Group muss Daten über Systeme hinweg vereinheitlichen, zugreifbar machen und analysieren. Mit einer modernen Daten Orchestrierungslösung werden Herstellungsprozesse und Zulieferketten optimiert, um flexibler auf neue Marktanforderungen zu reagieren. Das hat das Informationsmanagement des Unternehmens zugunsten seiner Kunden auch in der Krise massiv vereinfacht.

Jeder dieser Ansätze erfordert trotz vermeintlicher Einfachheit große Anstrengungen in den IT-Abteilungen.
Ohne die Unterstützung der Unternehmens-IT funktioniert keines dieser Projekte, korrekt. Der wesentlich intensivere Teil der Arbeit fällt aus meiner Sicht aber weniger in der IT und mehr im Bereich der Unternehmenskultur an: Ich muss als Unternehmen bereit sein, Informationen über mich zu teilen. Diese interne Transparenz herstellen zu wollen, ist eine Frage des Mindsets.

Aber auch eine Frage der vorhandenen Daten.
Insbesondere im Bereich der Finanzdaten profitiert ein Unternehmen von strukturieren Datensätzen: Einerseits machen es sogenannte High-Value-Daten einfach, Buchungs- oder Freigabeprozesse zu automatisieren und Informationsketten anzustoßen, wenn Unregelmäßigkeiten vorkommen. Andererseits ermöglicht die Verknüpfung mit weiteren Daten aus Produktion und Vertrieb etwa automatisierte Produktempfehlungen für Kunden. Das ist nicht trivial, keine Frage, führt am Ende aber zu einer höhen Effektivität in der gesamten Organisation.

Welche ist aus Ihrer Sicht die größte Hürde für Unternehmen, mehr aus ihren Daten zu machen?
Abwarten ist der größte Fehler. Data-Management-Lösungen sind raus aus ihren Kinderschuhen. Wer immer noch auf den richtigen Zeitpunkt wartet, dem sei gesagt: Die Leistung ist da. Skalierbarkeit per Cloud, maschinelles Lernen oder grafische Aufbereitung sind keine Show-Stopper mehr. Es ist höchste Zeit, um davon zu profitieren.

Gibt es Hindernisse, die weniger in den Köpfen der Entscheider als auf den Schreibtischen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufkommen?
Wir beobachten oft eine falsch verstandene Agilität: Nur weil es einfach war oder ist, Datenbestände aufzubauen, bedeutet das nicht direkt einen Vorteil für ein Unternehmen. Nur, wenn Datenlösungen von den Geschäftsprozessen her gedacht werden, bewirken sie etwas. Wer bei seinen Daten auf Menge statt auf Qualität setzt, muss enorme Energie aufwenden, diesen Datenhaufen gewinnbringend zu sortieren. Das betrifft nicht nur die technische Seite, sondern auch Data-Privacy- und Compliance-Themen. Das wird oft unterschätzt.

Wohin bewegt sich das Leistungsspektrum im Data Management?
Die allgemeine Entwicklung, dass Daten integraler Bestandteil der Geschäftsführung werden, wird sich weiter verstärken. In den Unternehmen müssen wir uns zudem von dem Gedanken verabschieden, dass Datenlösungen nur einem Geschäftsbereich dienen. Alles wächst zusammen. Das gilt für ganze Branchen: Unternehmensnetzwerke, die Daten miteinander teilen, werden wir in Zukunft öfter sehen und daran erkennen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kunden extrem gut erfüllen können.

Vielen Dank für das Gespräch.

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