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Präzisionsonkologie

Gezielte und effektive Therapie gegen Tumore

Herkömmliche Krebstherapien sind oft mit starken Nebenwirkungen verbunden. Bei manchen Krebserkrankungen lassen sich schon heute mit sehr gezielten Angriffen auf den Tumor große Behandlungserfolge mit weniger starken Nebenwirkungen erzielen. Was Experten in Zukunft von der Präzisionsonkologie erwarten.

Präzisionsonkologie

Tag für Tag entstehen in unserem Körper potenzielle Krebszellen – bis zu 10.000 innerhalb von 24 Stunden. Sie sterben normalerweise von selbst ab oder werden durch unser Immunsystem zerstört. Mitunter versagen jedoch die körpereigenen Sicherheitssysteme. Dann wachsen und teilen sich genau jene Zellen, die der Körper eigentlich entsorgen müsste, unkontrolliert weiter, ein Tumor wächst heran – schließlich sieht sich der Betroffene mit einer niederschmetternden Diagnose konfrontiert: Krebs.

Bayer Podcast

Gezielt und effektiv gegen Tumore

00:00/15:32

 

„Krebs ist eine körpereigene Erkrankung“, sagt Dominik Mumberg, Leiter der Krebsforschung bei Bayer. „Deshalb ist seine Behandlung ungleich schwieriger als die Bekämpfung eines dem Körper fremden Krankheitserregers, etwa einem Virus.“ Zudem haben es Krebsforscher, Mediziner und Patienten mit einem ungemein vielschichtigen Gegner zu tun. „Es gibt nicht den einen Krebs“, so Mumberg. „Wir kennen heute schon über 100 Formen und viele sind sicher noch unerkannt. Deshalb gibt es auch nicht die eine Therapie, sondern hier brauchen wir entsprechend differenziertere Therapieformen.“

Bayer Experte Dr. Rossberg

Dr. Mathias Rossberg

Business Unit Head Germany at Bayer HealthCare Germany

Es gibt nicht den einen Krebs

Tatsächlich haben Krebsforscher in jüngerer Zeit viele neue Erkenntnisse über die Erkrankung gewonnen. Dank immer besserer molekular-diagnostischer Verfahren wissen sie heute, dass es nicht den einen Lungenkrebs, den einen Magenkrebs gibt. Statt auf den Ort der Krebserkrankung im Körper schauen sie heute verstärkt auf die molekulare Struktur des individuellen Tumors – und suchen nach Wegen, eine speziell darauf ausgerichtete Behandlung zu entwickeln.

Präzisionsonkologie heißt diese Forschungs- und Behandlungsrichtung, die Mathias Rossberg, Leiter der Onkologie bei Bayer Vital, in einem griffigen Bild zusammenfasst: „Im Vergleich mit klassischen Behandlungsformen wie der Chemotherapie, die eher einem breitflächig ausgerichteten Rasensprenger ähnelt, gleicht die Präzisionsonkologie einem feinen Wasserstrahl, den Sie gezielt auf eine einzelne Pflanze richten.“

Bayer Experte Dr. Mumberg

Dr. Dominik Mumberg

Vice President, Therapeutic Research Area Oncology & Targeted Alpha Therapies at Bayer AG, Pharmaceuticals Divison

Die Präzisionsonkologie sucht nach der richtigen Therapie zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung für den Patienten. Dominik Mumberg erläutert die unterschiedlichen Ansätze dieser Therapieform: „Zum einen versucht man, den Mechanismus innerhalb des Tumors zu entschlüsseln, der das ungehemmte Zellwachstum antreibt, und dann ein Medikament gegen genau diesen Treiber zu entwickeln. Zum anderen sucht man nach Tumor-spezifischen Ansatzpunkten auf der Gewebeoberfläche des Tumors, an denen zielgerichtete Wirkstoffe angreifen können. Und als dritte Möglichkeit kann man auch versuchen, das Immunsystem in der Umgebung des Tumors so zu aktivieren, dass es den Tumor angreift.“

Bessere Wirksamkeit, geringere Nebenwirkungen

Gemeinsam ist all diesen Ansätzen, dass sie oft eine bessere Wirksamkeit haben und dabei mit deutlich weniger Nebenwirkungen für den Patienten verbunden sind als herkömmliche Behandlungsmethoden. Während etwa bei einer Chemotherapie neben dem Tumor auch gesundes Gewebe, etwa der Schleimhäute, angegriffen wird, beschränkt sich die Wirkung präzisionsonkologischer Präparate hauptsächlich auf die Krebszellen. Deren unumgängliche „Nebenwirkung“: Den Patienten muss am Anfang der Behandlung etwas Gewebe für eine molekulare Analyse des Tumors entnommen werden.

Eine solche Analyse, eine molekulare Aufklärung des Zellgewebes, steht zwingend am Anfang jeder präzisionsonkologischen Behandlung. Sie soll den Treiber identifizieren, der für das Tumorwachstum verantwortlich ist, und mögliche Ansatzpunkte für eine Behandlung aufzeigen. Ein solcher Treiber entsteht in Folge einer sogenannten NTRK-Genfusion. Dabei wird, vereinfacht gesagt, ein Signalweg innerhalb der Zelle, der eigentlich nur in einigen wenigen Fällen aktiv sein sollte, permanent überaktiviert, was zum unkontrollierten Zellwachstum führt.

Fusionsprozess

Erste Erfolge, aber noch große Herausforderungen

Forschern ist es gelungen, das Produkt dieser Genfusion als einen Treiber für Krebserkrankungen zu identifizieren. Darauf aufbauend sind Medikamente entwickelt worden, die gezielt zur 

Therapie dieser Form der Krebserkrankung eingesetzt werden können. Ein erstes Medikament erhielt 2018 die Zulassung in den USA, ein Jahr später auch in Europa, wo es als erstes Tumor-agnostisches Präparat überhaupt auf den Markt kam – das heißt, als Medikament, das sich unabhängig vom Ort der Krebsentstehung im Körper überall dort einsetzen lässt, wo sich eine Erkrankung auf die entsprechende Genfusion zurückführen lässt.

Onkologie bei Bayer

Der Patient im Mittelpunkt

Hier finden Sie viele relevante Informationen rund um Krebskrankheiten, die mit Präparaten von Bayer behandelt werden können.

Ein Forschungserfolg, der zugleich aber auf eine nach wie vor bestehende Herausforderung der Präzisionsonkologie verweist: Die NTRK-Genfusion ist eine sehr seltene Form der Krebserkrankung, sie tritt nur bei einem von 100 Krebspatienten auf. „Auch wenn damit für einige Tumore der ausschlaggebende Treiber für die Krebserkrankung identifiziert wurde, gibt es nach wie vor viele Tumorarten wie zum Beispiel auch die großen ‚Killer‘ Lungen- oder Darmkrebs, die zum großen Teil nicht auf einen einzelnen Treiber zurückzuführen sind“, erläutert Dominik  Mumberg. „Bei diesen Krebserkrankungen haben wir den Eindruck, dass es mehrere Treiber geben muss, die alle zum Krankheitsgeschehen beitragen. Was bedeutet: Ich brauche nicht nur ein Medikament, das gegen einen Treiber wirkt, sondern eine Kombination von mehreren Wirkstoffen gegen eine Vielzahl von Treibern. Aber wirken solche Substanzen überhaupt in Kombination? Und welche Belastungen entstehen dabei für den Körper insgesamt?“

Präzisionsonkologie bekannter machen

Auf dem Weg zu einer wirksamen Behandlung für jeden Patienten mit einer Krebserkrankung muss die präzisionsonkologische Forschung also noch etliche Fragen klären. Trotzdem plädiert Mathias Rossberg dafür, die molekulare Analyse von Tumoren am Anfang einer Behandlung stärker in den Fokus zu nehmen: „Es wäre doch geradezu unethisch, wenn sich ein Patient einer mit starken Nebenwirkungen verbundenen Chemotherapie unterziehen müsste, dem stattdessen viel gezielter und ohne schwere Nebenwirkungen geholfen werden könnte.“ Die Laborkapazitäten in Deutschland seien im internationalen Vergleich vorbildlich, die Ausbildung des medizinischen Personals auf hohem Niveau, die finanzielle Ausstattung des Gesundheitssystems gut – nichts spräche gegen eine Ausweitung der Testung. Allerdings müssten präzisionsonkologische Behandlungsmethoden nicht nur bei Medizinern, sondern auch bei Patienten bekannter werden. Am Ende sollte der mündige Patient selbst entscheiden können, welcher Behandlung er den Vorzug gibt.

Einig ist sich Rossberg mit seinem Forschungskollegen Mumberg darin, dass auch die Präzisionsonkologie den Krebs auf absehbare Zeit nicht endgültig besiegen wird. „Aber ich denke, der Krebs könnte einmal zu einer Erkrankung werden, mit der Menschen leben können – etwa so wie mit Diabetes heute. Ziel unserer Forschung muss es jedenfalls sein, Betroffenen ein möglichst langes und beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.“

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