Exportorientierte Mittelständler haben es schwer auf dem Weltmarkt: Zölle und undurchsichtige Bürokratie erschweren ihnen den Markteintritt. Neue Freihandelsabkommen könnten helfen.
Quelle: Sparkasse
Deutsche Mittelständler lieben den Handel. Auf der ganzen Welt stillen sie den Hunger nach deutschen Qualitätsprodukten. Auch Kunden in aufstrebenden Nationen schätzen deutsche High-Tech-Produkte. Davon profitieren besonders mittelständische Unternehmen: Laut dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) sind rund 97 Prozent der deutschen Exporteure kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU).
Doch sie haben es auf dem Weltmarkt schwerer als große, multinationale Unternehmen. Zölle und bürokratische Hürden halten viele kleine Unternehmen davon ab, in das Exportgeschäft einzusteigen. Denn je weniger Waren ein Unternehmen exportiert, desto stärker fallen Handelskosten ins Gewicht. Vielen Mittelständlern fehlt außerdem das Personal und das nötige Know-How, um komplizierte Zollformalitäten oder teure Zertifizierungsvorschriften zu erfüllen. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) nehmen deshalb 44 Prozent der befragten Firmen die Vorteile von Handelsabkommen nicht oder nur eingeschränkt wahr. Die Europäische Union (EU) müsse daher KMUs verstärkt in den Blick nehmen, um deren Geschäftsaussichten zu verbessern, schreiben die Autoren der DIHK-Umfrage.
Weltgrößte Freihandelszone avisiert
Das sieht die EU offenbar ähnlich. Im Juni schloss sie gleich zwei Freihandelsabkommen: mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur und mit Vietnam. Beide Abkommen könnten insbesondere exportorientierte Mittelständler spürbar entlasten. Denn von den 12.500 deutschen Unternehmen, die Waren in die Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay liefern, sind 72 Prozent kleine oder mittelgroße Unternehmen. Für sie öffnet sich durch das Handelsabkommen ein Markt mit mehr als 260 Millionen Verbrauchern – die größte Freihandelszone der Welt.
Auch das EVFTA-Freihandelsabkommen mit Vietnam könnte die Nachfrage nach Produkten des deutschen Mittelstandes weiter erhöhen. Vietnams Volkswirtschaft ist zwar noch relativ klein, wächst jedoch rasant: Vergangenes Jahr stieg die Wirtschaftsleistung um gut 7 Prozent. Jedes Jahr liefern deutsche Unternehmen Waren im Wert von 3,5 Milliarden Euro in das Land im Südosten Asiens. Auch von dem EVFTA-Abkommen profitieren vor allem die deutschen Mittelständler: Fast 70 Prozent aller deutschen Vietnam-Exporteure sind kleine und mittelgroße Unternehmen.
Bisher galten sowohl in Vietnam als auch in dem südamerikanischen Staatenbund hohe Zölle auf europäische Waren: Für Autos und Autoteile etwa zahlten Importeure aus den Mercosur-Staaten 35 Prozent zusätzlich – in Vietnam sogar bis zu 78 Prozent. Deutsche Autos konnten sich dort bisher nur die Reichsten leisten. In den Freihandelsabkommen verpflichten sich die Vertragspartner, nun die Zölle unter anderem auf Autos, Maschinen und Arzneimittel bis zum endgültigen Inkrafttreten der Abkommen ganz abzuschaffen.
Wachstumschancen nutzen
Um insbesondere dem Mittelstand den Markteintritt in die Mercosur-Region zukünftig zu erleichtern, will die EU auch die bürokratischen Hürden für Exporte abbauen: Auf der Online-Plattform der Europäischen Kommission können Exportunternehmen zukünftig alle Zollvergünstigungen und Marktanforderungen des Freihandelsabkommens nachlesen. Auch das EVFTA-Abkommen enthält Regelungen zum Abbau bürokratischer Handelsbarrieren: Aufwendige Zollverfahren und technische Vorschriften sollen vereinfacht werden. Doch wie nutzen Mittelständler die neuen Wachstumschancen optimal für sich? Ein guter Einstieg sind Auslandsmessen. Hier bekommen Unternehmer einen Überblick über den Markt und treffen potenzielle Erstkunden und Geschäftspartner. Diese sollten Exporteure mit Bedacht wählen, denn sie tragen bei Auslandsgeschäften ein Zahlungsrisiko, wogegen sie sich absichern sollten. Dabei lohnt es sich, den Rat von Experten zu suchen. Der S-CountryDesk der Sparkassen Finanzgruppe bietet Unternehmen bei Auslandsgeschäften umfassenden Support an. Das internationale Netzwerk stellt Ansprechpartner mit länderspezifischem Know-How, die bei der Expansion in neue Märkte unterstützen. Sie kennen regionale Gepflogenheiten, haben umfangreiche Branchenkontakte und helfen bei bürokratischen Hürden. So können Mittelständler die Vorteile des freien Handels optimal für sich nutzen.
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