Anzeige
Sämtliche Inhalte dieser Seite sind ein Angebot des Anzeigenpartners. Für den Inhalt ist der Anzeigenpartner verantwortlich.
Fährt Amerika jetzt weniger Mercedes?

Was die Strafzölle der USA für den deutschen Mittelstand bedeuten

Der US-Präsident verhängt Strafzölle und sorgt bei deutschen Unternehmen für immer größere Sorgenfalten. Ob sich Investitionen in den USA trotzdem lohnen, darüber sprechen wir mit Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka. 

DSGV USA Funken

Quelle: Sparkasse 

Herr Dr. Kater, US-Präsident Donald Trump hat Strafzölle erheben lassen, und das in einem Ausmaß, wie es die Welt seit den Dreißigerjahren nicht mehr erlebt hat. Lohnt es sich für deutsche Firmen noch, Außenhandel mit den USA zu betreiben?

Ja. Dass es sich lohnt, sieht man am Volumen von 180 Milliarden Euro jährlichen Exporten und Importen, die die Unternehmen von Deutschland aus mit den USA austauschen. Die höchsten Zollmauern der USA stehen in Richtung China – und selbst dort geht der Handel weiter. Aber zweifellos: Zölle sind Sand im Getriebe der Weltwirtschaft.

Trump erklärt die Reindustrialisierung seines Landes zum Ziel. Was bedeutet das für deutsche Unternehmen?

Die Weltwirtschaft steht generell vor einer Neusortierung. Die Welt als eine einzige Fabrikhalle zu begreifen, ist vorbei. Das bedeutet, dass Produktionen, die bislang im Ausland angesiedelt waren, zurückkommen könnten: in die US-amerikanische Industrie, aber auch in die deutsche.

Was müssen deutsche Unternehmen beachten, wenn sie den Markteintritt in die USA planen?

Das oberste Prinzip ist Flexibilität. Sie sollten Produktionsketten so gestalteten, dass einzelne Glieder auch vor Ort in der US-Wirtschaft angesiedelt werden könnten. Diese Flexibilität gilt zunehmend auch für andere Länder.

Fahren die Amerikaner jetzt weniger Mercedes?

Sollte es zu US-Strafzöllen auf deutsche Autos kommen, dann würde die Nachfrage nach allen deutschen Automarken sinken. Allerdings nur auf diejenigen, die nicht in den USA gebaut würden, und weniger stark als viele befürchten. Denn solange die Zölle maßvoll bleiben, sind die US-Konsumenten bereit, etwas mehr für deutsche Autos zu zahlen.

Jeder zehnte deutsche Arbeitsplatz hängt an der Autoindustrie. Was passiert, wenn sich der Handelsstreit weiter zuspitzt?

Die deutsche Volkswirtschaft ist stark auf die Weltmärkte ausgerichtet. Automobilzölle würden tendenziell die Produktion in die USA verlagern. Das ginge zulasten der deutschen Arbeitsplätze. Insbesondere mit der gegenwärtigen konjunkturellen Abschwächung käme dies zur Unzeit und würde diese Abschwächung weiter verstärken.

Wie beeinflussen die Strafzölle den Euro?

Noch sind die Zölle zu gering, um messbare makroökonomische Konsequenzen zu haben. Die größten Auswirkungen auf den Wechselkurs ergeben sich dort, wo ein Schwerpunkt der neuen Zölle liegt: im Handel zwischen den USA und China. Hier hat die Abwertung der chinesischen Währung einen Teil der Zollwirkungen ausgeglichen.

Auf welchen Wirtschaftspartner können die USA auf keinen Fall verzichten?

Die US-Wirtschaft ist insbesondere durch die Entwicklung einer eigenen Erdölindustrie in den vergangenen Jahren sehr viel unabhängiger vom Weltmarkt geworden. Es gibt wenige Sektoren, bei denen die US-Wirtschaft physisch auf Importe angewiesen wäre.

Sollte Europa über einen eigenen Protektionismus nachdenken?

Abschottungsmaßnahmen anderer Länder können nicht unbeantwortet bleiben. Alles andere würde eine Einladung bedeuten, auf Kosten europäischer Unternehmen den Protektionismus immer weiter zu treiben. Solange die EU zusammenbleibt, ist der sie als Markt von gleicher Größe wie der US-Markt ein sehr mächtiger Handelsgegner, mit dem man nicht umspringen kann wie mit einem kleinen Staat. Der europäische Binnenmarkt kann jeden Handelskrieg bestehen.

Was denken Sie: Wie lange wird Donald Trump im Amt bleiben?

Trump ist nicht die Ursache für eine neue Politik, sondern er ist ein Symptom neuer Bedürfnisse von Wählern. Diese Bedürfnisse werden sich so schnell nicht ändern. Sofern die US-Regierung keine sichtbaren großen  Fehler macht und die US-Wirtschaft auch im kommenden Jahr stabil bleibt, stehen die Chancen des US-Präsident auf eine zweite Amtszeit gut.

Artikel teilen